Gesetzlich oder privat versichert

Wie die Krankenversicherung Ihr Vermögen verschlingt


10.01.2025 – 12:32 UhrLesedauer: 5 Min.

Arzt behandelt eine Patientin (Symbolbild): Die Wahl der Krankenversicherung entscheidet nicht nur über die zu erwartenden Leistungen, sondern auch über die anfallenden Kosten. (Quelle: Tinpixels)

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Krankenversichert zu sein bedeutet, ein Leben lang immer höhere Kosten zu tragen. Unabhängig von der Krankenkasse stehen alle Versicherten vor großen finanziellen Herausforderungen.

Die Krankenversicherung gehört zu den größten Fixkosten, die wir im Laufe unseres Lebens tragen müssen. Während manche gesetzlich versichert sind, entscheiden sich andere für die private Krankenversicherung (PKV).

Doch welche der beiden Optionen ist langfristig günstiger, ohne dass die Qualität der Versorgung leidet? Und vor allem: Was kostet die Krankenversicherung im Laufe eines gesamten Lebens? Ist die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) im Vergleich zur PKV vielleicht sogar der bessere Weg?

In der gesetzlichen Krankenversicherung sind Arbeitnehmer mit einem Bruttoeinkommen unter der Jahresarbeitsentgeltgrenze (2025: 73.800 Euro) sowie alle Rentner, Arbeitslose, Studierende und Kinder im Rahmen der Familienversicherung pflichtversichert. Die Beiträge orientieren sich am Einkommen, derzeit 14,6 Prozent. Dazu kommt ein kassenindividueller Zusatzbeitrag, der je nach Krankenkasse 2025 zwischen 1,84 und 4,4 Prozent beträgt.

Die private Krankenversicherung steht Selbstständigen, Beamten und Arbeitnehmern mit einem Bruttoeinkommen über der erwähnten Einkommensgrenze offen. Ihre Beiträge hängen von dem Eintrittsalter, Gesundheitszustand und dem gewählten Tarif ab. Personen mit Vorerkrankungen zahlen deutlich mehr oder werden abgelehnt.

Für einen gut verdienenden Angestellten liegen die monatlichen Kosten in der GKV bei etwa 480 Euro, was 5.760 Euro pro Jahr entspricht. Kinder und Ehepartner ohne eigenes Einkommen sind kostenlos mitversichert, was für Familien kostengünstig ist. Freiwillig gesetzlich versicherte Selbstständige zahlen je nach Einkommen bis zu 960 Euro monatlich, Angestellte teilen sich die Beiträge mit dem Arbeitgeber.

  • Die Krankenversicherungspflicht besteht in dieser Modellrechnung in der Regel von etwa 18 Jahren bis 85 Jahren, was 67 versicherungspflichtige Jahre in der Summe ergibt. Vereinfacht gerechnet belaufen sich in diesem Beispiel die Gesamtkosten pro Kopf auf rund 385.930 Euro (5.760 Euro/Jahr x 67 Jahre).

Für Gutverdienende oder Selbstständige, die den Höchstbetrag (ca. 11.520 Euro/Jahr) zahlen, kann der Betrag auf bis zu 771.840 Euro im Laufe eines Lebens steigen – unter der Annahme, dass der Höchstbetrag immer gleich bleibt.

In der PKV zahlen junge, gesunde Menschen anfangs niedrigere Beiträge (ab 300 Euro/Monat), während Personen mittleren Alters (40 bis 50 Jahre) mit 500 bis 700 Euro rechnen müssen. Mit zunehmendem Alter steigen die Kosten auf 800 Euro und darüber hinaus. Familienmitglieder sind nicht automatisch mitversichert. Für jedes Kind käme noch mal ein Beitrag von 100 bis 200 Euro jeden Monat dazu.

  • Auch hier nehmen wir wieder als Richtwert an, dass die Krankenversicherungspflicht von etwa 18 Jahren bis 85 Jahren besteht – unabhängig von der Wahl der Krankenkasse. Auch in der PKV ergeben sich somit theoretisch rund 67 versicherungspflichtige Jahre.
  • Man kann den Lebensverlauf vereinfacht in drei Phasen aufteilen: 18- bis 30-Jährige zahlen 57.600 Euro (4.800 Euro/Jahr x 12 Jahre), 30- bis 50-Jährige etwa 144.000 Euro (7.200 Euro/Jahr x 20 Jahre) und 50- bis 85-Jährige zahlen 336.000 Euro (9.600 Euro/Jahr x 35 Jahre).
  • Die Gesamtkosten belaufen sich pro Kopf auf rund 537.600 Euro (57.600 Euro + 144.000 Euro + 336.000 Euro).

Dieser Betrag kann bei höherem Leistungsumfang in der PKV oder individuellen Tarifen auch 600.000 Euro oder mehr im Laufe eines Lebens erreichen.

Die PKV kann in der Lebensspanne bei ähnlichem Leistungsumfang teurer sein, besonders im Alter. Während gesetzlich Versicherte je nach Einkommen und Familienstand rund 385.920 Euro bis 771.840 Euro zahlen, kommen auf Privatversicherte Versicherungsbeiträge zwischen 537.600 Euro und 600.000 und mehr je nach Tarif und Alter zu.

Allerdings hängt die tatsächliche Summe stark von den individuellen Lebensumständen ab. Zudem sind in der Modellrechnung zukünftige Kostensteigerungen nicht berücksichtigt. Aufgrund immer besserer medizinischer Versorgung und einer alternden Gesellschaft steht jedoch heute schon fest, dass die Versicherungsbeiträge in Zukunft weiter ansteigen werden.

Die Beiträge in der PKV werden durch die sogenannte medizinische Inflation und sinkende Zinsen für Rücklagen beeinflusst. „Unter dem Begriff ‚medizinische Inflation‘ versteht man die Steigerung der durchschnittlichen Versicherungsleistung pro versicherter Person und Jahr“, erklärt Maik Schwarz, Fachreferent bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), die die Beitragsstabilität in der privaten Krankenversicherung untersucht hat.

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Da die medizinische Inflation grundsätzlich über der durchschnittlichen Preissteigung liege, würden immer wieder Anpassungen nötig, so Schwarz. Von 2024 auf 2025 sind die Versicherungsbeiträge bei Privatversicherten im Durchschnitt um 12 Prozent angehoben worden.

In der GKV führen Einkommenserhöhungen im Laufe der Arbeitsjahre und steigende Kosten im Gesundheitssystem zu Anpassungen bei den Kassenbeiträgen. Wenn allerdings mit Eintritt der Rente das Einkommen sinkt, gehen auch die Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung wieder zurück.

Auch in diesem Jahr sind die Beiträge für viele Menschen deutlich gestiegen – und zwar unabhängig davon, ob sie gesetzlich oder privat versichert sind. Vor diesem Hintergrund erscheint ein Wechsel zwischen den Systemen womöglich unattraktiv. Dennoch stellen sich vor allem jüngere Gutverdiener die Frage: Lohnt sich der Wechsel in die private Krankenversicherung langfristig?

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