Jahrelang wird die Elbchaussee für mehr Sicherheit umgebaut. Jetzt stellt sich heraus: Der neue Radweg muss wieder weg. Wie die Lösung aussieht.

Seit 2021 laufen Sanierungsarbeiten, damit die Elbchaussee auch in Zukunft verkehrstauglich ist und sicherer wird. 30 Millionen Euro hat Hamburg in das Projekt investiert. Der erste Abschnitt zwischen der Manteuffelstraße und der Parkstraße ist bereits seit Dezember 2023 fertig – theoretisch. Denn der Teil zwischen dem Friedhof Nienstedten und der Manteuffelstraße bereitet nach nur wenigen Monaten schon wieder Ärger: Der gerade erst neu eingerichtete Radweg ist zu unsicher und muss weg.

Die Polizei stellte fest, dass Autofahrer den Mindestabstand von 1,5 Metern beim Überholen von Radfahrern nicht einhalten können, ohne in den Gegenverkehr zu geraten. An einigen Stellen fehlt ein Mittelstreifen – auch das gilt besonders für den Radverkehr als gefährlich. Die Stadt will nun nachbessern.

„Vorgesehen ist jetzt eine Demarkierung des Schutzstreifens“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Innenbehörde, Verkehrsbehörde und Polizei. Bedeutet: Auf dem Asphalt werden große Piktogramme mit Fahrradsymbolen aufgebracht, die gut sichtbar sein sollen. Neue Schilder sollen an den vorgeschriebenen Überholabstand erinnern. Im Gespräch ist, wie t-online erfahren hat, dass zwischen den Autospuren ein Mittelstreifen markiert wird. Außerdem wird über eine Anrampung für den Radverkehr – ein Übergang von einem Radweg auf die Fahrbahn oder umgekehrt – und verstärkte Polizeikontrollen nachgedacht.

Das Radweg-Drama an der Elbchaussee ist gefundenes Fressen für die Opposition: „SPD und Grüne haben rigoros ihre realitätsferne Verkehrspolitik auf der Elbchaussee durchgezogen“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Dennis Thering in der „Bild“. Der Senat sei für „Verkehrsmurks auf Kosten der Verkehrssicherheit“ verantwortlich, die CDU habe von Anfang an vor den Umbauplänen gewarnt.

Bei den Grünen, in deren Zuständigkeit die Verkehrsbehörde unter Senator Anjes Tjarks fällt, stößt die Kritik an der angeblichen Millionen-Euro-Panne auf wenig Verständnis. „Offenkundig scheint es die CDU hier mit der Wahrheit und den Fakten nicht so genau zu nehmen: Die 30 Millionen Euro für die Elbchaussee betreffen weit mehr als nur den Radweg, der lediglich einen kleinen Teil der Gesamtmaßnahmen ausmacht“, sagte Rosa Domm, Sprecherin für Mobilitätswende der Bürgerschaftsfraktion, zu t-online.

Domm forderte eine verringerte Regelgeschwindigkeit auf der Elbchaussee. „Tempo 30 verbessert das Sicherheitsgefühl, bringt deutlich kürzere Bremswege mit sich und führt in der Folge zu weniger schweren Unfällen.“ Ähnlich argumentiert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC): Tempo 30 und ein Überholverbot im kurvigen Bereich bei Blankenese könnten die Sicherheit erhöhen, sagte ein Sprecher zu t-online.

Die Maßnahmen, die nun auf der Elbchaussee umgesetzt werden, sieht der Verband kritisch. Große Piktogramme würden an ungeduldigen Autofahrern nichts ändern, gefährliche Situationen für Radfahrer gehörten weiterhin zum Alltag.

Die Elbchaussee bleibe in den betroffenen Abschnitt unangenehm für Radfahrer, befürchtete der ADFC-Sprecher. Das bittere Fazit: „Die Wegordnung des Schutzstreifens ist reiner Aktionismus, der für die Sicherheit von Radfahrenden nichts leistet. Der Polizei geht es nur darum, die Staugefahr für Autofahrende auf der Elbchaussee zu bekämpfen.“

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