Konrad Koch war nicht nur für die Region Braunschweig ein bedeutender Mann. Warum der 29. September ein wichtiger Tag für den gesamten deutschen Fußball ist.

Zwei Mannschaften, zwei Tore und ein Ball: Fußball kann so einfach sein. Dass der Sport doch weitaus komplexer ist, als er zunächst vermuten lässt, zeigt sich selbst noch im modernen Fußballgeschehen. Umstrittene Entscheidungen, Diskussionen und Regelanpassungen gibt es nach wie vor in aller Regelmäßigkeit.

Die Grundlage für das beliebte Spiel lieferte Konrad Koch: In 62 Paragrafen fasste er einst die Spielregeln zusammen, definierte erstmals auf Deutsch die wichtigsten Begriffe des Sports. Und vor allem: Er initiierte 1874 gemeinsam mit Turnlehrer August Hermann am Braunschweiger Gymnasium Martino-Katharineum das erste Fußballspiel auf deutschem Boden.

Hermann, so heißt es in den Annalen der Stadt Braunschweig, habe sich zu diesem Zweck einen „echten Fußball“ aus England kommen lassen und warf diesen unter die Schüler. Koch, der als Oberlehrer Deutsch und alte Sprachen unterrichtete, verfolgte das Geschehen und gab die Regeln zunächst noch mündlich vor.

Ein Jahr später erschien dann sein erstes Regelbuch – seinerzeit noch im Westentaschenformat. Die dort verwendeten Begrifflichkeiten wie „Ecke“ oder „Tor“ gehören auch heute noch zum Fußballvokabular und verliehen ihm zudem den seinerzeit hierzulande gewünschten deutschen Charakter.

Und: Zwar sah Koch den Fußball in erster Linie als gute Möglichkeit für seine Schüler, sich im Freien zu bewegen. Zugleich schätzte er aber auch die mit dem Spiel verbundenen ethischen Werte wie Disziplin und Teamgeist, weshalb in sein Regelwerk auch entsprechende Anleitungen und Gesundheitsregeln aufgenommen wurden. So war es etwa zur Erkältung neigenden Schülern empfohlen, an Spieltagen ein wollenes Hemd zu tragen. Nach dem Schlusspfiff war es zudem Vorschrift, etwas überzuziehen und sich umgehend nach Hause zu begeben.

1875 wurde auf dem „Kleinen Exerzierplatz“ in Braunschweig schließlich das erste Fußballspiel nach den Regeln Kochs ausgetragen. An diesem Ort, der auch als Geburtsstätte des deutschen Fußballs bezeichnet wird, stehen heute das Naturhistorische Museum und das Haus der Wissenschaft.

Dort wurde Koch inzwischen auf einer Gedenktafel verewigt. Zu Ehren des „Pioniers des deutschen Fußballs“ wurde das Spielfeld der Braunschweiger Bezirkssportanlage Franzsches Feld Mitte 2011 nach einer Sanierung in Konrad-Koch-Stadion umbenannt.

Das Leben Kochs, der am 13. April 1911 im Alter von 65 Jahren verstarb, wird in mehreren Fachbüchern ausführlich nachgezeichnet. Zudem widmet sich ein Kinofilm von 2011, mit dem Titel „Der ganz große Traum“, mit Kochs Wirken und dem historischen ersten Fußballspiel in Braunschweig.

Am Sonntag, 29. September, jährt sich dieser bedeutende Moment der Sportgeschichte – das erste Spiel 1874 – zum 150. Mal. Stadtführer Thomas Ostwald lädt daher bereits tags zuvor, am Samstag, um 15 Uhr, zu einer Führung ein. Diese startet am Marienbrunnen auf dem Altstadtmarkt. Laut Braunschweiger Stadtmarketing zieht die Gruppe dann rund eine Stunde lang durch die Innenstadt, während Ostwald aus dem Leben Kochs erzählt.

Aktie.
Die mobile Version verlassen