Kölns ältester Köbes hört mit 82 Jahren auf

Nach 38 Jahren

Kölns wohl ältester Köbes in den Ruhestand verabschiedet


21.12.2025 – 20:52 UhrLesedauer: 2 Min.

Karl Heinz Fischer: Nach 38 Jahren als Köbes hört er auf. (Quelle: Marius Fuhrmann)

Mit 82 Jahren hat Karl Heinz Fischer seinen letzten Kranz gezapft. Im Brauhaus Stüsser verabschiedeten sich Gäste und Weggefährten von Kölns ältesten Köbes.

Der Deckel auf dem Glas ist in einer kölschen Kneipe das untrügliche Signal für den Wirt, dass nun Schluss sei. Am Sonntag, 21. Dezember, legt Karl Heinz Fischer gewissermaßen selbst den Deckel aufs Glas – allerdings auf der anderen Seite der Theke. Mit 82 Jahren war er wohl Kölns ältester Köbes und geht nun in den Ruhestand.

Hunderttausende, wenn nicht Millionen Kölsch hat „Kalle“ in seinen 38 Jahren als Köbes gezapft. Und als er seinen letzten Kranz füllt, ist das Brauhaus Stüsser an der Neusser Straße noch einmal gerammelt voll. Alle wollen ihn drücken, ihn herzen und nochmal einen Schwank aus dem Leben erzählen, wie all die Jahre zuvor. Ein Urgestein der kölschen Kneipen-Szene, sie geht.

Bevor Fischer, der in Riehl wohnt, zum Köbes wurde, fuhr er Lkw durch halb Europa. „Irgendwann hatte ich das Lotterleben satt und ‚Em Golde Kappes‘ wurde ein Köbes gesucht. Ich habe das mal ausprobiert und kam die ersten 14 Tage überhaupt nicht zurecht. Aber der Chef hat gesagt: ‚Du bleibst hier'“, erzählt Fischer.

Nach 23 Jahren ‚Em Golde Kappes‘ wechselte er in die nächste Traditionskneipe: Das Brauhaus Stüsser. Dort habe es gute und schlechte Gäste gegeben. „Ich musste lernen, manchmal einfach die Faust in der Tasche zu ballen“, sagt er. Am vollsten sei es an Karneval gewesen. „Da musste ich manchmal zwei Kränze auf den Händen durch die Menge balancieren“, sagt er. „Zwei Kränze sind an Karneval im Nu weg.“

Das Kölsch kostet mittlerweile 2,20 Euro – als Fischer anfing, sagenhafte 65 Pfennig. Eines getrunken hat der 82-Jährige dagegen selten bis nie: „Ich trinke nie im Dienst: Wenn man anfängt, mit den Gästen zu trinken, hält man nicht lange durch.“ Das zog er durch, fünf Tage die Woche, 38 Jahre lang. Und doch: „Es fällt mir schwer, aufzuhören. Aber mein Chef meint, jetzt ist es genug“, sagt er. Direkt am Montag beginne der Urlaub auf den Kanaren, das lenke ab.

„Es hat mich stolz gemacht, ein kölscher Köbes zu sein, ich war es mit Leib und Seele.“ Was einen richtigen Köbes ausmache? „Arbeiten, arbeiten“, antwortet Fischer. Dann muss er zurück an die Theke, die Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter wollen ihm ein Ständchen singen. Und in Köln heißt das, wie könnte es anders sein, „En unserem Veedel“.

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