Ein Berliner Chor streicht das Wort „Oberindianer“ aus Udo Lindenbergs Hit „Sonderzug nach Pankow“. Der Kölner Sänger Peter Brings vermisst eine differenzierte Debatte.

Eines vorweg: Das hier wird kein Statement eines alten weißen Mannes gegen das Gendern. Es war längst überfällig, dass viele alte Redensarten im Deutschen überdacht werden. Es kann ja nicht sein, dass bei vielen Benennungen die Hälfte der Menschen hier, nämlich Mädchen und Frauen, nicht berücksichtigt werden. Da zieht auch nicht das Argument: „Das klappt doch seit 100 Jahren, also warum etwas ändern!?“

Früher war nicht alles gut. Den Rohrstock im Klassenzimmer vermissen die meistens von uns hoffentlich auch nicht. Aber ich wünsche mir mehr Differenzierung. Es ist für mich nicht dasselbe, einen schwarzen Menschen „Neger“ zu nennen oder über Winnetou weiterhin als Indianerhäuptling zu reden.

Menschen mit afrikanischen Wurzeln sind längst Teil unserer Gesellschaft geworden. Wir leben, arbeiten und feiern zusammen. Einen Indianer kennenzulernen ist allerdings schwieriger. Selbst im Karneval verschwinden die plötzlich.

Udo Lindenberg ist immer eingetreten für Demokratie, für Verständigung und gegen Krieg. Das hebt ihn ja gerade so heraus. Und unter uns: Im nächsten Satz des Songs bezeichnet Udo sich selber als „Jodeltalent“. Wenn das kein Humor ist. Der fehlt leider immer öfter.

Wären noch die guten, alten Bläck Fööss zu zitieren: „Ich dät su jän ens kriesche, weil mir manchmol do noh is. Mädcher dürfe kriesche, Indianer dürfe dat nit“ („Ich würde so gerne einmal weinen, weil mir manchmal danach ist. Mädchen dürfen weinen, Indianer dürfen das nicht“).

Möge der große Manitu mit uns sein!

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