Die Figur war denkmalgeschützt, in Köln hinterlassen hatte sie einst der Banksy von Zürich, als er auf der Flucht war. Jetzt ist nur noch ein trauriger Rest übrig.
Ist das Kunst oder kann das weg? Diese Frage ist altbekannt und wird immer wieder gestellt, auch wenn sich der Fragende stets bewusst sein muss, dass er ein gewisses Risiko eingeht, anschließend als Banause dazustehen. In einem aktuellen Fall hat sich eine Putzkolonne der Abfallwirtschaftsbetriebe Köln nun für die zweite Variante entschieden – und lag damit leider falsch.
Die AWB waren zur Museumskirche St. Cäcilien beordert worden, um dort ein illegal angebrachtes Graffito zu entfernen. Doch dann packte das Team offenbar der Putzfimmel, und es wischte auch gleich noch erhebliche Teile eines denkmalgeschützten Kunstwerks weg.
Dabei handelt es sich um ein Graffito des Street-Art-Künstlers Harald Naegeli, der als „Sprayer von Zürich“ weltweit bekannt wurde und als eine Art früher Banksy gilt. Naegeli war Ende 1979 vor strafrechtlicher Verfolgung aus der Schweiz nach Köln geflohen und hatte dort ein neues Thema für sich entdeckt: Er hinterließ zahlreiche Skelette an Betonpfeilern, Tiefgaragen, zerfallenen Fabrikgebäuden und öffentlichen Bauwerken.
Von seinem „Kölner Totentanz“ blieb nicht viel übrig. Das Skelett an der Westfassade der Kirche St. Cäcilien jedoch wurde zum Kulturgut erhoben und unter Denkmalschutz gestellt. Nach der Putzaktion sind jetzt bloß noch der Kopf, die Hände sowie Spuren des restlichen Skeletts zu sehen.
Die Stadt Köln bedauert das „tragische Versehen“, wie sie am Donnerstag mitteilte. Dem inzwischen 84 Jahre alten Künstler sei es aus gesundheitlichen Gründen leider nicht möglich, die Sprayfigur selbst wiederherzustellen oder zu erneuern, erklärte die Stadt weiter. „Aber er hat bereits sein Einverständnis dazu gegeben, dass Museum und Denkmalpflege eine Restaurierung der beschädigten Figur veranlassen.“
Wie dies am besten gelingen könnte und wie das Werk danach vor Beschädigungen besser geschützt werden kann, wird derzeit geprüft.