
Längst überholt
Gute Gastgeber verzichten auf diese veraltete Regel
15.12.2025 – 07:57 UhrLesedauer: 2 Min.
Frauen und Männer unterhalten sich meist über ganz verschiedene Themen. Ist es daher sinnvoll, wenn sie bei Feiern getrennt voneinander sitzen? Eine Knigge-Expertin klärt auf.
Familienfeiern sind schön, teilweise aber auch anstrengend. Nach langer Zeit trifft man Verwandte wieder und hat viel zu erzählen, während die Kinder lautstark durch die Räumlichkeiten toben. Um eine angenehmere Gesprächsatmosphäre zu ermöglichen, setzte man vor mehreren Jahren daher auf getrennte Tische: Teilweise wurde nach Geschlechtern, teilweise auch nach dem Alter getrennt. So konnte man sich in Ruhe über die eigenen Themen unterhalten.
Aber ist diese Trennung heute noch zeitgemäß? t-online hat bei Linda Kaiser, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Knigge-Gesellschaft nachgefragt.
Früher saßen Männer und Frauen beim oder nach dem Essen an getrennten Tischen oder gar in getrennten Räumen. Heute gilt das laut Knigge-Expertin Linda Kaiser als überholt: „Heutzutage setzt man höchstens Kinder zusammen an einen separaten Tisch, damit diese miteinander interagieren können und sich bei den Erwachsenengesprächen nicht langweilen.“
Dennoch komme es weiterhin vereinzelt vor, dass sich die Herren zum Rauchen oder Trinken zurückziehen und die Damen unter sich bleiben. Mögliche Gründe sind der neue Grill des Gastgebers oder das Auto/Motorrad in der Garage. „Diese Aufteilung ergibt sich jedoch spontan und unterliegt keinen Empfehlungen zum Umgang miteinander“, so Kaiser.
„Wenn mehrere Kinder im ähnlichen Alter eingeladen sind, macht es oft Sinn, einen separaten Tisch bereitzustellen“, weiß die Knigge-Expertin. „Kinder haben meistens andere Gesprächsthemen als Erwachsene und werden so in ihren Aktivitäten nicht gestört.“ Ist jedoch der Platz vorhanden, sollten sie am gemeinsamen Esstisch Platz nehmen dürfen. Allerdings nur, wenn sie es selbst möchten.
Kaiser schlägt zudem vor, bei großen Anlässen, etwa Hochzeiten oder Jubiläen, eine Kinderbetreuung zu organisieren. So haben Eltern mehr Freiraum, die Feier zu genießen, und die Kleinen werden sinnvoll beschäftigt. „Eine Verpflichtung hierfür gibt es nicht“, beruhigt Kaiser.