Ein Volk auf der Flucht

„Unsere Heimat versinkt“: Der Kampf der Guna gegen den Ozean


01.03.2025 – 09:21 UhrLesedauer: 2 Min.

Quelle: Bienvenido Velasco/imago-images-bilder

Eine Heimat, die im Meer versinkt – die Guna kämpfen gegen den Verlust ihrer Inseln und ihrer Identität. Doch einige weigern sich zu gehen.

„Wenn die Insel untergeht, gehe ich mit ihr unter.“ Delfino Davies sagt es mit einem Lächeln, das keine Sekunde wankt. In seiner Hand ein Besen, mit dem er den Boden des kleinen Museums fegt, das die Geschichte seines Volkes bewahrt. Die Geschichte der Guna, einer indigenen Gemeinschaft in Panama. Einer Gemeinschaft, die gerade auseinandergerissen wird.

„Früher konnte man die Kinder lachen hören, Musik war überall, Nachbarn stritten lautstark. Jetzt herrscht Stille“, sagt er der britischen BBC.

Gardi Sugdub, die winzige Insel, auf der seine Familie seit Generationen lebt, versinkt langsam im Meer. Der steigende Meeresspiegel bedroht das Land, die panamaische Regierung spricht von einer „unmittelbaren Gefahr“. Wissenschaftler prognostizieren: Bis 2050 wird die Insel unbewohnbar sein.

Im Juni vergangenen Jahres fiel die Entscheidung: Die meisten Guna packten ihre wenigen Habseligkeiten und verließen ihre Heimat. Ihr Ziel: eine Siedlung auf dem Festland, 15 Bootsminuten entfernt.

„Ich brachte nur meine Kleidung und ein paar Küchenutensilien mit.“ Magdalena Martínez erinnert sich an den Moment, als sie in das Motorboot stieg. „Man hat das Gefühl, Teile seines Lebens auf der Insel zurückzulassen.“

Rund 1.000 Menschen sind gegangen. Zurück blieben etwa 100. Manche, weil es in der neuen Siedlung nicht genug Platz gab. Andere, weil sie nicht glauben, dass der Klimawandel ihr Zuhause zerstören wird. Und dann sind da die, die einfach nicht weg wollten. „Die Menschen, die ihre Tradition verlieren, verlieren ihre Seele.“ Delfino gehört zu ihnen. „Die Essenz unserer Kultur liegt auf den Inseln.“

Die neue Siedlung, Isberyala, ist eine geordnete Welt aus weiß-gelben Fertighäusern und asphaltierten Straßen. Ein krasser Kontrast zur engen, belebten Insel. Doch für viele bedeutet der Umzug auch eine Chance. „Ich möchte Yucca, Tomaten, Bananen, Mangos und Ananas anpflanzen!“ Magdalena zeigt stolz auf den kleinen Garten hinter ihrem neuen Haus. Auf Gardi Sugdub war so etwas undenkbar.

Gardi Sugdub ist nicht die einzige bedrohte Insel. Mehr als 40 weitere Inseln bewohnen die Guna. Wissenschaftler wie Steve Paton vom Smithsonian Tropical Research Institute warnen: „Es ist fast sicher, dass die meisten, wenn nicht alle, bis Ende des Jahrhunderts unter Wasser stehen werden.“ Jahrhundertelang flohen die Guna vor Eroberern, Epidemien und Konflikten. Nun zwingt sie das Meer erneut zur Flucht.

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