Kleine Änderung und Feuerwerk wäre vom Tisch

Streit um Böllerverbot

„Dann wäre das Feuerwerk vom Tisch“


Aktualisiert am 31.12.2025 – 17:17 UhrLesedauer: 4 Min.

Silvesterknaller in der Hand eines Mannes: Das Böllerverbot wird kontrovers diskutiert. (Quelle: Imago Images / Gottfried Czepluch)

Die Menschen feiern den Jahreswechsel gern mit Feuerwerk. Zwei Pyrotechniker und zwei Krankenhausmitarbeiter argumentieren für bzw. gegen die Silvester-Tradition.

Silvester 2020 und 2021 war für die Pyrotechnik-Branche nicht leicht. Das Verkaufsverbot für Feuerwerk während der Corona-Pandemie, das in der allgemeinen Debatte vereinfacht als Böllerverbot bezeichnet wurde, brachte miese Umsätze. Umso rekordverdächtiger waren die Umsätze in den Jahren danach. Auch 2025 wird mit guten Verkaufszahlen gerechnet.

Jährlich flammt die Diskussion darüber auf, ob Feuerwerk grundsätzlich verboten werden sollte. Zwei Pyrotechniker und zwei Krankenhausmitarbeiter haben unterschiedliche Meinungen.

Ingo machte seinen Pyrotechniker-Schein vor elf Jahren und beglückt seitdem hobbymäßig viele Menschen mit seinen aufwendigen Feuerwerken. Er spricht sich klar gegen ein Böllerverbot aus. Zwar bedauere er jede Person, die durch Böller und Ähnliches zu Schaden komme, doch sei beispielsweise der Straßenverkehr ebenfalls gefährlich. „Auch ein Auto kann zur Waffe werden“, sagt er. Es komme aber keiner auf die Idee, Fahrzeuge zu verbieten.

„Die Unfälle im Zusammenhang mit pyrotechnischen Gegenständen sind in fast allen Fällen einem unsachgemäßen Umgang und einem übermäßigen Alkoholkonsum geschuldet.“ Deshalb appelliert er an die Vernunft der Bevölkerung, keine Knallkörper provokativ auf Personen zu richten und mit Alkohol sparsam umzugehen, wenn man Feuerwerk abbrennen will.

Dass die Diskussion über ein Böllerverbot bei Politikern auf offene Ohren stoße beziehungsweise diese ein solches selbst fordern, liege daran, dass die Pyrotechnik – im Gegensatz zu Autos – über eine sehr kleine Lobby verfüge. „Ein Böllerverbot ist schnell ausgesprochen und leicht umzusetzen“, beklagt Ingo und unterstellt Deutschland eine grundsätzliche Verbotskultur.

„Die Kundschaft würde ihr Feuerwerk im Ausland kaufen. Die Politik würde nichts erreichen, außer der Wirtschaft zu schaden, Arbeitsplätze zu vernichten und die Sicherheit aufs Spiel zu setzen.“ Der „Feuerwerkstourismus“, wie Ingo ihn nennt, würde massenhaft nicht zugelassene Feuerwerkskörper nach Deutschland bringen, die – in Verbindung mit Alkohol – Leichtsinnigkeit verursachten, provokatives Verhalten schürten und damit das größte Gefahrenpotenzial besäßen. „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren“, fasst der Pyrotechniker zusammen.

„Ich kann das Zeug nicht leiden“, entgegnet Anke Schulz und begründet ihre Abneigung unter anderem mit ihrer beruflichen Erfahrung: „Ich habe schon einmal auf einer Unfallchirurgie gearbeitet und die Bilder der Verletzten haben sich eingefressen“, verrät sie. „Außerdem leiden die Tiere darunter und der Krach ist unerträglich. Ich war schon einmal drei Tage lang taub, weil jemand einen Polenböller in den U-Bahn-Schacht geworfen hatte.“

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