Wird ihr Mörder nach 20 Jahren überführt?
Kindergärtnerin erstickt und nackt abgelegt – neue Anhörung
11.11.2024 – 13:50 UhrLesedauer: 3 Min.
Die Leiche einer deutschen Touristin liegt nackt unter Palmenwedeln. Fast 20 Jahre später gibt es einen neuen Versuch, ihren Mörder zu finden.
Im kommenden Jahr jährt sich der Mord an der deutschen Kindergärtnerin Simone Strobel zum 20. Mal. In dem Fall, in dem schon früh ihr damals 24 Jahre alter deutscher Freund unter Verdacht stand, gab es bereits viele spektakuläre Wendungen, aber noch kein Urteil. Jetzt nährt eine Anhörung neue Hoffnung: Wird die Tat vielleicht doch noch gesühnt?
Am Lidcombe Coroner’s Cour sollen bisher nicht verfügbare Beweise geprüft werden. Dabei gehe es auch um mögliche Lügen des damaligen Freundes von Strobel bezüglich eines möglichen Streits des Paares, zitierte die australische Nachrichtenagentur AAP aus dem Gerichtssaal in der Nähe von Sydney.
Der junge Mann war 2004 mit seiner ein Jahr älteren Freundin aus dem Landkreis Würzburg nach Australien gereist und dort mit einem Wohnmobil unterwegs. Anfang 2005 kamen die Schwester des Freundes und deren Freund aus Deutschland dazu. Die vier waren auf einem Campingplatz in Lismore im Nordosten des Bundesstaates New South Wales, als Strobel plötzlich verschwand.
Fünf Tage lang galt die deutsche Backpackerin als vermisst, dann fand man ihre Leiche. Jemand hatte sie erstickt, vermutlich mit einem Kissen oder einer Tüte. Ihre nackte Leiche hatte der Täter unter Palmwedeln abgelegt, ganz in der Nähe des Campingplatzes.
Im Tagebuch schrieb Strobel von heftigen Auseinandersetzungen
Unter Verdacht geriet schnell Strobels Freund: Überwachungsaufnahmen von Kameras im Ort zeigten, wie sich die Deutschen gestritten hatten, zuvor waren sie schon aus einer Hotelbar geworfen worden. Zeugen hörten auf dem Campingplatz, wie sich der Streit fortsetzte, dann den plötzlichen Schrei einer Frau. Am nächsten Tag war Strobel weg.
In ihrem Tagebuch hatte sie zudem über heftige Auseinandersetzungen mit ihrem Freund Tobias berichtet. Die Indizien genügten allerdings nicht, der Fall wurde zunächst zum Cold Case – bis er vor zwei Jahren auf einmal wieder hochkochte.
Strobels Freund, der nach dem Mord in Südafrika Surflehrer geworden war, dort eine Australierin kennengelernt hatte und mit ihr zurück nach Down Under gegangen war, wurde im Juli 2022 überraschend in Perth festgenommen.
Im Juni 2023 dann die neuerliche Wende. Die zuständige Richterin warf der Anklage vor, nicht genügend Beweise vorgelegt zu haben. Die Anklage wurde fallen gelassen, Tobias M. eine Entschädigung für die Prozesskosten zugesprochen.
Es waren 53 DNA-Spuren, die den Verdacht gegen M. angeheizt hatten. Allerdings waren sie am Ende wohl nicht eindeutig genug. Berichten zufolge stammt am Fundort der Leiche eingesammeltes Genmaterial entweder von M., seiner Schwester oder einer anderen verwandten Person. Zudem sei unklar, ob die DNA wirklich beim Verstecken der Leiche an den Fundort geraten war – oder schon zuvor an der Leiche gehaftet hatte und sich von dort auf die Palmblätter verteilte.
In der aktuellen Anhörung sollen auch wieder DNA-Spuren eine Rolle spielen. Zum ersten Termin der bis zum Wochenende geplanten Anhörung kam M. gemeinsam mit seiner australischen Frau. Auch Strobels Geschwister waren angereist. Sie sind aus Deutschland nach Sydney geflogen – in der Hoffnung, endlich Antworten auf ihre Fragen zu finden.
Die Ermittler in Deutschland blicken ebenfalls gespannt nach Australien. „Wir beobachten die Entwicklungen ganz genau“, sagte ein Sprecher der Würzburger Staatsanwaltschaft.