Künstliche Intelligenz kann den Tod vorhersagen. Das berichten aktuell Forscher aus Großbritannien. Doch der Ansatz ist nicht unumstritten.

Wann endet das Leben? Diese Frage beschäftigt viele Menschen und bislang konnte niemand darauf eine präzise Antwort geben. Doch bereits seit vielen Jahren forschen Wissenschaftler weltweit an Methoden, um die Lebensdauer vorauszusagen – mithilfe von künstlicher Intelligenz.

Forscher des Imperial College London haben ein KI-basiertes Modell entwickelt, das in der Lage sein soll, anhand von Elektrokardiogrammen (EKGs) relativ präzise vorherzusagen, welche Gesundheitsrisiken bei einer Person vorliegen. Das Modell mit dem Namen AIRE (AI-ECG risk estimator) wurde mit Daten von über 1,1 Millionen EKGs von fast 190.000 Patienten gefüttert.

Laut einer Pressemitteilung der Universität soll das KI-System nun unter anderem das Risiko einer baldigen Herzerkrankung berechnen können, aber auch, wann jemand an einer nicht herzbedingten Ursache sterben würde – und das mit einer Genauigkeit von 78 Prozent.

„EKGs erfassen eine Vielzahl von Informationen aus dem gesamten Körper, denn Krankheiten wie Diabetes, die Organe wie Nieren oder Leber beeinträchtigen, wirken sich in gewisser Weise auch auf das Herz aus“, so die Studienautoren. Die Analyse zeigt demnach, dass die KI nicht nur viel über das Herz aussagen kann, sondern auch darüber, was anderswo im Körper vor sich geht, und dass sie in der Lage sein könnte, beschleunigte Alterung zu erkennen.

Die britische Gesundheitsbehörde NHS (National Health Service) plant bereits, die Technologie ab Mitte 2025 in einzelnen Kliniken zu nutzen. Damit sollen etwa Patienten identifiziert werden, die von einer Palliativversorgung oder präventiven Behandlungen profitieren könnten. Ziel sei es, individuelle Risiken schneller und besser einschätzen und rechtzeitig eingreifen zu können.

Der Einsatz von KI-Modellen, um Lebensereignisse vorherzusagen oder Krankheitsrisiken einzuschätzen, wird in der Medizin rege diskutiert. Auch die Forscher räumen ein, dass es durchaus eine Frage der Ethik ist, solche sensiblen Daten zu nutzen. Dafür brauche es noch Regulierungen.

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