Google hat seinem KI-Chatbot „Gemini“ ein umfangreiches Update verpasst. Die neuen Funktionen sollen vor allem den Alltag der Menschen erleichtern.

Künstliche Intelligenz (KI) nimmt Einzug in immer mehr Bereiche unseres Alltags. Viele Prozesse laufen dabei oft unbewusst im Hintergrund ab: In der Verkehrssteuerung – zum Beispiel bei Ampelschaltungen – wird sie eingesetzt, um den Verkehrsfluss zu optimieren und Staus zu reduzieren. Banken und Kreditkartenfirmen nutzen sie, um Betrugsversuche anhand ungewöhnlicher Transaktionen zu erkennen.

Viele Menschen nutzen KI aber auch im Alltag immer bewusster: Smart-Home-Geräte steuern Beleuchtung, Heizung, Thermostate und andere Geräte in den eigenen vier Wänden. Sprachassistenten finden die passende Playlist zur aktuellen Stimmungslage und Übersetzer helfen bei der Verständigung im Urlaub.

„Gemini“-Update soll Produktivität und Kreativität verbessern

Im Rennen um die KI-Vorherrschaft und die Gunst der Nutzer hat Google seinem hauseigenen KI-Chatbot „Gemini“ nun ein umfangreiches Update spendiert. Dadurch möchte das Unternehmen den Nutzern helfen, ihre „Produktivität und Kreativität durch ausgeklügelte KI-Funktionen zu verbessern“, erklärt Jules Walter, einer der Produktleiter für „Gemini“, im Gespräch mit t-online.

(Quelle: Scott Schiller)

Jules Walter – zur Person

Jules Walter arbeitet seit fast vier Jahren bei Google und ist einer der Produktleiter für „Gemini“ (früher „Bard“). Zuvor arbeitete er bei Storefront, Slack und YouTube. Walter studierte Informatik am MIT und in Harvard. Er ist außerdem Mitglied im Vorstand zweier Organisationen, die unterrepräsentierte Menschen in der Tech-Branche unterstützen.

Ganz konkret ermöglicht das Update nun auch Nutzern in Deutschland, was bereits im vergangenen Jahr in den USA eingeführt wurde: „Gemini“ kann Informationen aus vielen anderen Google Apps für Antworten heranziehen und dadurch noch hilfreicher sein. Dazu zählen aktuell die folgenden Dienste:

  • Gmail
  • Google Docs
  • Google Drive
  • Google Flüge
  • Google Hotels
  • Google Maps
  • YouTube

Wer sich zum Beispiel über ein bestimmtes Thema informieren möchte, kann KI nutzen, um es herunterzubrechen oder sich in einfachen Worten erklären zu lassen. Darüber hinaus ist „Gemini“ nun sogar in der Lage, passende YouTube-Videos zu einem Thema herauszusuchen und deren Inhalte in Stichpunkten zusammenfassen. Dadurch können Nutzer deutlich besser entscheiden, welches Video sie sich ansehen wollen – außerdem sparen sie jede Menge Zeit.

Um auf die Funktion zugreifen zu können, müssen Nutzer jedoch zunächst der Verknüpfung mit der jeweiligen App in den Datenschutz-Einstellungen zustimmen. Erst dann liefert „Gemini“ die gewünschten Informationen der anderen Dienste direkt im Chat. Hintergrund ist das EU-Gesetz über digitale Märkte (GDM). Seit dieses am 6. März in Kraft getreten ist, dürfen Anbieter wie Google die Nutzerverbindungen zwischen verschiedenen Diensten nicht mehr automatisch verknüpfen.

Walter geht es vor allem darum, den Menschen den Alltag zu erleichtern: „Was jetzt passiert, ist eine Weiterentwicklung der generativen KI, die dabei helfen kann, Inhalte auf eine Art und Weise zu generieren, die vorher nicht möglich war. Dies unterstreicht den wachsenden Nutzen von KI bei alltäglichen Aufgaben.“

KI für die Urlaubsplanung, KI für die E-Mail-Übersicht

Er selbst habe „Gemini“ erst kürzlich dazu genutzt, seinen Familienurlaub in Frankreich zu planen. Mit der passenden Aufgabenstellung sucht der KI-Chatbot günstige Flüge und Hotels und listet sie auf, ohne dass er dafür ein anderes Tab oder gar Fenster in seinem Browser öffnen muss. Auch Reiserouten und Ausflugsziele von Google Maps werden angezeigt, die Vorschläge sind dabei auf das Alter der Kinder angepasst.

Ein weiteres Beispiel betrifft Walters E-Mails. So lasse er „Gemini“ in seinem Postfach regelmäßig nach speziellen Themen wie den Freizeitaktivitäten seines Sohnes suchen, damit er keine Termine verpasst und zu den Treffen auch alle wichtigen Dinge mitnimmt.

Auch passende Antworten auf einzelne Mails könne die KI bereits selbstständig und in der gewünschten Tonalität formulieren. „Normalerweise nehmen solche Planungen viel Zeit in Anspruch, mit KI geht das alles deutlich schneller“, sagt er.

Skepsis gegenüber KI ist „natürlich und gesund“

Als Entwickler verstehe er auch die „natürliche und gesunde“ Skepsis, mit denen die Menschen Künstlicher Intelligenz begegnen. Sogenannte Halluzinationen – also falsche oder ausgedachte Informationen, die die KI liefert – könnten immer wieder auftreten, selbst die doppelte Überprüfung der Fakten sei nicht immer zuverlässig.

Trotzdem sieht Walter vor allem die Effizienz und das Potenzial von KI als eine Art vielseitiges Werkzeug, das den Alltag der Menschen positiv verändern wird und gleiche Bedingungen für alle schafft: „Früher waren die Menschen auch dem Internet gegenüber skeptisch. Oder sie haben sich gefragt, warum sie jemals etwas online mit ihrer Kreditkarte bezahlen sollten.“

Künstliche Intelligenz befindet sich noch am Anfang

Die Technik hat riesengroße Fortschritte gemacht und entwickelt sich unglaublich schnell – und doch befindet KI sich laut Walter noch in der Anfangsphase. Im Moment sei es sogar noch relativ leicht, sich damit auseinanderzusetzen. Wer sich der Entwicklung verwehrt, komme jedoch schon bald womöglich gar nicht mehr hinterher: „Irgendwann ist der Zug abgefahren.“

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