Schlechter Service oder eine angespannte finanzielle Lage können Gründe dafür sein, auf Trinkgeld zu verzichten. Viele schämen sich, in solchen Situationen kein Trinkgeld zu geben. Zu Recht?

Ob im Restaurant, im Café oder beim Lieferservice – für viele ist es üblich, jetzt Trinkgeld zu geben. Doch nicht immer sind die eigenen finanziellen Mittel so gut, dass es für den Obolus der Servicekraft reicht. Teilweise war der Service auch so schlecht, dass er eine finanzielle Wertschätzung nicht rechtfertigte.

Das Problem hierbei: Viele fühlen sich schlecht, wenn sie in der Situation kein Trinkgeld geben können oder wollen. Sie stecken somit in einer Zwickmühle. t-online hat daher beim Deutschen Knigge-Rat nachgefragt, wie man souverän entscheidet, wann und ob Trinkgeld angebracht ist, und wie man sich am besten verhält.

Sie sollten sich stets bewusst sein, dass es keine Pflicht ist, Trinkgeld zu geben. Es ist eine freiwillige Geste, mit der Sie einen guten Service würdigen. Jonathan Lösel, Vorsitzender des Deutschen Knigge-Rats, betont: „Kein Gast sollte sich verpflichtet fühlen, immer Trinkgeld zu geben, besonders dann nicht, wenn die Servicequalität nicht überzeugt oder die finanziellen Mittel begrenzt sind.“ Ihm zufolge ist es völlig in Ordnung, in diesen Situationen auf ein Trinkgeld zu verzichten.

Der Knigge-Exerpte weiß: „Personengruppen mit begrenzten finanziellen Mitteln geben dennoch, wenn auch ein niedrigeres Trinkgeld, um ihrer Anerkennung für die gute Leistung Ausdruck zu verleihen.“

In Deutschland ist die 10-Prozent-Regel üblich. Sie muss jedoch nicht zwingend eingehalten werden. Denn ob und wie viel Trinkgeld angemessen ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab – beispielsweise von der Servicequalität, der Atmosphäre und eben der eigenen finanziellen Situation.

Reicht Ihr Geld jedoch nicht aus, können Sie der Servicekraft auf andere Weise Ihren Dank ausdrücken, „Generell ist es wichtig, sich stets höflich und professionell zu verhalten und eventuell auf andere Weise Wertschätzung zu zeigen, etwa durch ein freundliches Wort“, so Lösel.

Für die t-online-Leser hat der Knigge-Experte noch einen Tipp parat: „Um Missverständnissen vorzubeugen, begleichen Sie den Hauptbetrag per Karte und geben Sie das Trinkgeld, falls gewünscht, in bar. So kann die Servicekraft Ihre Wertschätzung direkt und persönlich wahrnehmen.“

Aber Achtung: Teilweise gilt es als sehr unhöflich, nur ein paar 1- oder 2-Cent-Stücke als Trinkgeld zu geben. In diesem Fall sollten Sie lieber vollkommen auf das Trinkgeld verzichten.

Wenn Sie jedoch die finanziellen Mittel haben und der Service angemessen war, sollten Sie Trinkgeld geben. Denn für viele Beschäftigte in der Gastronomie ist Trinkgeld ein wichtiger Zuverdienst zu ihrem eigentlichen Lohn.

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