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Einst als Papstanwärter gehandelt, heute als umstrittene Figur verurteilt – wie Kardinal Turkson vom Hoffnungsträger zum Horrorkandidaten wurde.

Als 2013 ein neuer Papst gesucht wurde, gab sich Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson zuversichtlich. „Wenn ich zum Papst gewählt werden würde, käme das sicher mit einer Menge Veränderungen einher“, sagte er damals. „Man darf nicht versuchen, in die Fußstapfen von jemand anderem zu treten, sondern man muss seine eigenen hinterlassen“, kündigte er einen möglichen Kurs an.

In Großbritannien führten Buchmacher ihn als Favoriten für die Nachfolge von Papst Benedikt XVI. Seine Mediengewandtheit und sein Selbstbewusstsein trugen zu seiner Bekanntheit bei.

Doch es kam anders. Am 13. März 2013 wurde der damalige Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Jorge Mario Bergoglio, im Konklave zum Papst gewählt. Er nahm den Namen Franziskus an. Jetzt bangt die katholische Welt um seine Gesundheit und die Nachfolgefrage stellt sich erneut.

Kardinal Turkon hat seine Ambitionen in den vergangenen zehn Jahren nicht aufgegeben. Doch nun gilt er unter Experten als ein Albtraumkandidat. Seine potenzielle Wahl bezeichnete der Vatikan-Experte Andreas Englisch im Gespräch mit t-online als Katastrophe. „Es wäre ein absolutes Desaster. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so eine dumme Entscheidung getroffen werden könnte. Turkson hat in Interviews immer wieder behauptet, in Afrika gebe es keine homosexuellen Menschen – also auch keinen Kindesmissbrauch. Das ist völliger Blödsinn. Turkson ist ein klar homophober Mann, der ins Gefängnis gehört“, lautet sein Urteil.

  • „Das wäre ein Desaster“: So unberechenbar wird die nächste Papstwahl

Geboren wurde Turkson am 11. Oktober 1948 in Wassaw Nsuta, Ghana, als viertes von zehn Kindern einer methodistischen Mutter und eines katholischen Vaters. Seinen geistlichen Werdegang begann er mit der Priesterweihe 1975. 1992 wurde er zum Erzbischof von Cape Coast ernannt und 2003 von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal erhoben. Später leitete er von 2009 bis 2017 den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden und war von 2017 bis 2021 Präfekt des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen. Seit 2022 dient er als Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Sozialwissenschaften.

Bereits während der Vorbereitungen zum Konklave 2013 geriet Turkson in die Kritik, nachdem er einen umstrittenen antiislamischen Film präsentiert hatte. Damals führte er vor hochrangigen Vatikan-Mitgliedern ein Video mit dem Titel „Muslimische Demografie“ vor, in dem das Wachstum des Islam populistisch thematisiert wird. Unter anderem hieß es darin: „In nur 39 Jahren wird Frankreich eine islamische Republik sein.“

Kurz nach der Videovorführung sagte der Kardinal, er bedauere diese. Ihm gehe es „nicht darum, gegen den Islam zu sein“, sondern vielmehr darum, „die demografische Situation als Folge der lebensfeindlichen Tendenz und Kultur in der westlichen Welt hervorzuheben“.

In den darauffolgenden Jahren fiel Turkson zudem mit homophoben Aussagen auf. Er behauptete, homosexuelles Verhalten sei unmoralisch und rief gleichgeschlechtlich orientierte Personen zur Keuschheit auf. Homosexualität bezeichnete er als „alternativen Lebensstil“.

Allen Menschen müssten Respekt, Mitgefühl und Feingefühl entgegengebracht werden, sagt Turkson einerseits. Doch diese Haltung ändert nichts an der Ansicht des Kardinals, dass „die Kirche die Diskrepanz zwischen homosexuellem Verhalten als solchem und dem, was wir als Norm für die von Gott gegebene menschliche Natur verstehen, bedauert“.

In einem Interview mit CNN im Jahr 2013, als er gefragt wurde, ob er befürchte, dass der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche nach Afrika übergreifen könnte, sagte Turkson, die Stigmatisierung von Homosexualität würde dies wahrscheinlich verhindern: „Die traditionellen afrikanischen Systeme schützen ihre Bevölkerung gewissermaßen vor dieser Tendenz oder haben sie davor geschützt, weil in mehreren Gemeinschaften, in mehreren Kulturen Afrikas Homosexualität oder überhaupt jede Affäre zwischen zwei Geschlechtern derselben Art in unserer Gesellschaft nicht geduldet wird.“

Für Kardinal Turkson ist die Ehe von Natur aus eine Ehe zwischen einem Mann und einer Frau und kann nicht von der Kirche oder dem Staat neu definiert werden. In einer Ansprache an die slowakische Bischofskonferenz im Jahr 2014 brachte der Kardinal diesen Punkt klar zum Ausdruck:

„Damit verbunden ist der Vorschlag, die Ehe irgendwie neu zu definieren, obwohl die Ehe von Natur aus eine Ehe zwischen einem Mann und einer Frau ist, die sich gegenseitig lieben und die menschliche Familie vergrößern, wie es im Völkerrecht bestätigt ist. Solche Positionen verzerren die Realität, weil sie versuchen, die menschliche Natur umzuschreiben, die de natura nicht umgeschrieben werden kann“, behauptete er.

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