Kaiserbahnhof erzählt Geschichte von Macht und Politik

Der „Kaiserbahnhof“

Dammtor: Nicht nur Bahnhof, sondern auch Bühne


25.12.2025 – 19:41 UhrLesedauer: 3 Min.

Der Vorplatz des Bahnhofs Dammtor in den 1930er-Jahren (Archivbild): Der Bahnhof wurde von Kaiser Wilhelm II. persönlich eröffnet. (Quelle: imago stock&people)

Der Bahnhof Dammtor wurde 1903 vom Kaiser persönlich eröffnet. Heute steht er unter Denkmalschutz und erzählt von Macht und Politik.

Das protestantisch geprägte Hamburg hat wenig architektonischen Prunk zu bieten. Eine der Ausnahmen ist der Bahnhof Dammtor direkt an der Messe. Das Bauwerk wurde im Juni 1903 von Kaiser Wilhelm II. persönlich eröffnet.

Der neue Bahnhof ersetzte einen ebenerdigen Vorgänger aus dem Jahr 1866, der den wachsenden Anforderungen der Stadt nicht mehr genügte. Hamburg expandierte, der Bahnverkehr nahm stark zu, die alten Anlagen galten als zu klein. Der Neubau sollte leistungsfähig sein und zugleich ein Zeichen setzen.

Zur Zeit Kaiser Wilhelms II. war Architektur auch ein politisches Instrument. Monumentale Bahnhöfe, Rathäuser und Postgebäude sollten den Fortschrittsanspruch des Kaiserreichs sichtbar machen. Auch Hamburg wollte zeigen, dass es zur ersten Liga der Reichsstädte gehörte, und sich mit seiner Hoheit, dem Kaiser, gut stellen.

Der Dammtorbahnhof entstand auf einem erhöhten Bahndamm, der den Zugverkehr über die immer voller werdenden Straßen hob. Das galt als modern und städtebaulich zukunftsweisend. Gleichzeitig verlieh die erhöhte Lage dem Gebäude eine besondere Präsenz – mehr als der zwar größere, aber halb unterirdisch gelegene Hamburger Hauptbahnhof.

Böse Stimmen behaupten: Der Dammtorbahnhof wurde nur gebaut, damit der Kaiser vom Bahnhof die Treppen hinabsteigen könne. Im Hauptbahnhof müssen Reisende von den Gleisen die Treppen hinaufsteigen – ein Affront, denn der Kaiser sollte bei Ankunft über allen thronen. Allerdings wurde der Hauptbahnhof in seiner heutigen Form erst 1906 eröffnet.

Der Dammtorbahnhof symbolisierte fortan die politische Einbindung der traditionell eigenständigen Hansestadt in das Kaiserreich. Die Hamburger „Pfeffersäcke“, so die spöttische Bezeichnung für die der Hanse angehörenden Geschäftsleute, taten sich aus wirtschaftlichem Kalkül und Eigensinn traditionell schwer, sich den Mächtigen aus dem fernen Berlin zu unterwerfen.

Für den Besuch des Kaisers ließ Hamburg dennoch ein eigenes Sondergleis anlegen. Im Erdgeschoss entstanden luxuriöse Fürstenräume, ausgestattet für repräsentative Empfänge. Der Bahnhof war damit nicht nur ein Verkehrsbauwerk, sondern auch eine machtpolitische Bühne.

Zwar wundern sich auch heute noch Reisende, warum sie nur ein paar Minuten nach dem Verlassen des Hauptbahnhofs bereits wieder im Bahnhof Dammtor halten, doch ganz ohne Sachnutzen ist der Bau nicht.

Strategisch spielte Dammtor zu Zeiten des Kaisers eine wichtige Rolle: Der Bahnhof verband die Strecken Richtung Osten nach Berlin und nach Norden Richtung Kiel und stärkte Hamburgs Position im Bahnnetz des Reichs.

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