Wenn die Temperaturen sinken und sich plötzlich juckende Quaddeln auf der Haut bilden, kann das ein Hinweis auf eine Kälteurtikaria sein.

Die Kälteurtikaria ist eine spezielle Form der Nesselsucht (Urtikaria) und trifft häufig jüngere Erwachsene. Frauen sind dabei etwa doppelt so oft betroffen wie Männer. Die Beschwerden, die sich vor allem in Hautjucken, Kopf- und Gliederschmerzen äußern, sind lästig und können den Betroffenen das Leben schwer machen.

Doch es gibt eine tröstende Nachricht: So spontan wie die Kälteurtikaria kommt, so schnell zieht sie sich auch wieder zurück. In manchen Fällen, die jedoch zum Glück selten sind, kann sie aber auch lebensgefährlich werden.

Die Kälteurtikaria gehört zu den sogenannten Pseudoallergien. Das heißt: Ihre Symptome ähneln stark denen einer allergischen Reaktion (Juckreiz, Ausschlag). Um eine „echte“ Allergie im medizinischen Sinne handelt es sich aber nicht, da sich keine Antikörper gegen ein auslösendes Allergen bilden. Dennoch wird die Krankheit im Volksmund oft als Kälteallergie bezeichnet.

Bei vielen Patienten tritt die Erkrankung – aus bisher ungeklärten Gründen – spontan auf und ebbt nach einiger Zeit auch wieder ab. Schätzungen zufolge sind in Deutschland etwa 50.000 Menschen betroffen. Die tatsächliche Zahl liegt aber vermutlich noch viel höher, glauben Experten, weil manche ihre Beschwerden nicht als krankhaft werten.

Bei Menschen mit Kälteurtikaria treten innerhalb von wenigen Minuten nach Kontakt mit Kälte Hautreaktionen wie starke Rötungen, Quaddeln und Schleimhautveränderungen auf. Betroffene berichten oft von einem Gefühl, als hätten sie in Brennnesseln gegriffen. Die Beschwerden treten nicht nur bei niedrigen Außentemperaturen auf, sondern auch dann, wenn Körperstellen direkt mit kalten Gegenständen, zum Beispiel mit kaltem Wasser, Schnee oder Eis.

Im Winter treten die Ausschläge vor allem an Händen oder im Gesicht auf. Doch auch Hals und Füße können betroffen sein. Einigen Patienten reagieren auch auf kalte Speisen oder kalte Getränke mit Schleimhautveränderungen.

Neben den genannten Hautreaktionen kann es auch zu allgemeinen Krankheitssymptomen kommen. Hierzu gehören Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit, Atemnot oder Herzrasen. Manchmal treten die Beschwerden auch erst auf, wenn sich die Betroffenen in eine warme Umgebung begeben. In schweren Fällen ist auch ein allergischer Schock möglich. Er ist lebensgefährlich und daher ein medizinischer Notfall, bei dem umgehend ein Arzt gerufen werden sollte.

Warum manche Menschen eine Kälteurtikaria entwickeln, ist wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt. Man weiß aber, dass es infolge des Kältereizes zu einer Freisetzung von Histamin kommt. Dabei werden bestimmte Immunzellen in der Oberhaut (Mastzellen) aktiviert. Histamin verursacht im betroffenen Hautbereich eine Gefäßerweiterung und eine Flüssigkeitsansammlung im umliegenden Gewebe. So entstehen juckende Quaddeln.

Warum aber gerade Kälte diesen Prozess in Gang bringt, ist unklar. Einige Experten vermuten, dass eine Infektion oder eine Unverträglichkeit gegen bestimmte Medikamente der Auslöser sein könnte. Darüber hinaus liefert eine neuere Studie an der Charité in Berlin Hinweise auf eine vererbte Form der Kälteurtikaria. Demnach hat ein Teil der Erkrankten eine genetische Veranlagung. Typisch für diese erbliche Form ist, dass die Erkrankung ein Leben lang bestehen bleibt.

Die Kälteurtikaria kann mithilfe verschiedener Verfahren festgestellt werden. Dabei ermittelt der Arzt den Kälteschwellenwert des Patienten. Er kann individuell sehr unterschiedlich sein und gibt an, bei welcher Temperatur es zu Hautreaktionen kommt. So wissen die Betroffenen, wann sie sich schützen müssen.

Beim sogenannten Eiswürfeltest wird ein mit Eis gefülltes Glas für einige Zeit an den Unterarm des Patienten gehalten. Bilden sich innerhalb kurzer Zeit Quaddeln, ist das ein Hinweis für Kälteurtikaria. Darüber hinaus gibt es spezielle elektronischen Tests, mit deren Hilfe der Temperaturschwellenwert sehr genau ermittelt werden kann. Solche Verfahren werden in der Regel beim Hautarzt und/oder Allergologen durchgeführt.

Das Vermeiden von Kälte ist die wichtigste Maßnahme, um sich vor der lästigen Hautreaktion zu schützen. Betroffene sollten außerdem – unter Beachtung ihrer persönlichen Schwellentemperatur – Folgendes beachten:

  • warme Kleidung, Handschuhe und gefüttertes Schuhwerk tragen
  • das Gesicht mit fetthaltiger Creme schützen
  • auf kalte Speisen und Getränke verzichten
  • auf Bäder in kaltem Wasser (auch in der Sauna) verzichten
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