Julian Nagelsmann hat seinen Kader für die letzten Spiele des Jahres nominiert. Dabei vermeidet er in der Abwehr ein Experiment.

Julian Nagelsmann hat bei seinen Kadernominierungen regelmäßig Mut bewiesen. Er ließ namhafte Stars zu Hause, weil er sie für die Rolle als Herausforderer als weniger passend einschätzte. Dafür nahm er unerfahrene Spieler mit, die teilweise keine internationale Erfahrung vorzuweisen hatten. So schafften es etwa Kevin Behrens und Tim Kleindienst in seinen Kader, obwohl sie wenige Jahre zuvor noch in der 2. Bundesliga gespielt hatten.

Er verhalf auch jungen Spielern wie Jamie Leweling, Jonathan Burkardt und Maximilian Beier zu ihren ersten DFB-Erfahrungen, gab ihnen Chancen, sich zu beweisen. Doch mit seinem Kader für die kommenden Spiele gegen Bosnien-Herzegowina (16.11.) und Ungarn (19.11.) hat er eine Möglichkeit ausgelassen. Denn in der Abwehr hätte er einen Neuling nominieren können, der aktuell im Ausland auf beeindruckende Art und Weise auf sich aufmerksam macht: Yann Bisseck.

Yann wer? Der 23 Jahre alte Innenverteidiger wird vielen Fußballfans in Deutschland kein Begriff sein. Denn der beim 1. FC Köln ausgebildete Defensivmann schaffte seinen Durchbruch im Ausland. Bei Aarhus GF (Dänemark) wurde er zur Stammkraft, reifte vom Talent zum Profi. 2023 führte er die deutsche U21-Nationalmannschaft als Kapitän auf den Platz.

Anschließend wechselte er für etwas über sieben Millionen Euro zu Inter Mailand. In Italien machte er den nächsten Schritt, passte sich dem defensiv anspruchsvollen Spielstil unter Trainer Simone Inzaghi an, kam in 16 Ligapartien zum Einsatz, neun machte er über die volle Distanz.

In der aktuellen Saison, seinem zweiten Jahr bei Inter, ist Bisseck noch wichtiger geworden. Seit Mitte September hat er kein Spiel verpasst und stand auch in der Champions League gegen Manchester City und den FC Arsenal in der Startelf. In beiden Partien kassierte Inter kein Gegentor. Trainer Inzaghi schwärmte vom 1,96 Meter großen Hünen: „Er ist ein unglaublich starker Spieler. (…) Er hat gegen Manchester City und Arsenal gespielt, er muss mir nichts beweisen, sondern einfach so weitermachen.“

Wenn der Trainer des aktuellen italienischen Meisters und Champions-League-Finalisten von 2023 solche Worte wählt, dann sollte auch der Bundestrainer über ihn nachdenken. Gerade dann, wenn er noch genug Zeit hat, Spieler für die WM 2026 zu testen und Bisseck noch viel Entwicklungspotenzial hat. Die kommenden Länderspiele sind zudem verhältnismäßig unwichtig, sodass das Risiko mit einem Debütanten in der Abwehr überschaubar wäre. Das Viertelfinale der Nations League hat Deutschland bereits erreicht, gegen Bosnien-Herzegowina und Ungarn geht es nur um den Gruppensieg.

Im März – und bei einem Erfolg auch im Juni – stehen dann die K.-o.-Spiele an, in denen Nagelsmann mit seinem Team mehr zu verlieren hat als nun im November. Ideal für einen Neuling wie Bisseck. Chance vertan!

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