Jetzt lieber keine Wäsche aufhängen

Aberglaube aus vorchristlicher Zeit

Raunächte: Die zwölf heiligen Nächte zwischen den Jahren


Aktualisiert am 25.12.2025 – 11:38 UhrLesedauer: 3 Min.

Wäsche auf der Leine: in den Raunächten keine gute Idee. (Quelle: IMAGO/S. Koerber)

Rückbesinnung auf die Ursprünge: In den letzten Jahren haben viele Menschen die Raunächte wiederentdeckt. Sie stammen aus einer Zeit vor dem Christentum.

Raunächte waren ursprünglich heidnische Feiertage, die zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar begangen wurden. Sie haben ihren Ursprung vermutlich in der germanischen Zeitrechnung und liegen zwischen dem Ende des Mondjahres (354 Tage) und des Sonnenjahres (365 Tage). Diese elf Tage, beziehungsweise zwölf Nächte, galten als Tage außerhalb der Zeit, in denen die Gesetze der Natur außer Kraft treten und die Grenze zwischen dem Reich der Lebenden und dem Reich der Toten offen steht.

Wie solch ein Glaube entstehen konnte, ist heute vielleicht schwer nachzuvollziehen. Selbst wenn die Tage kurz sind und die Finsternis allgegenwärtig ist, können wir einfach das Licht anschalten und die Heizung aufdrehen. In vorchristlicher Zeit müssen Finsternis, Kälte und Existenzangst an diesen dunklen Tagen allgegenwärtig gewesen sein. Kein Wunder, dass sich die Menschen mit Ritualen und Bräuchen beschäftigten, die sie der Geisterwelt näher brachten.

„Die Menschen kamen auf die Idee, dass diese Zeit eine Nahtstelle ist. Die jenseitige Welt hat Zugang in unsere Welt und das Böse versucht, Menschen zu fangen und in die Hölle abzuschleppen“, erklärte Theologe und Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti dem MDR die Entstehung der Raunächte.

Im Christentum kennt man die Raunächte auch als die zwölf Weihnachtstage zwischen dem ersten Weihnachtsfeiertag und dem Tag der Erscheinung des Herrn am 6. Januar. Zu den wichtigsten Raunächten gehören neben dem 6. Januar die Thomasnacht am 21./22. Dezember, die auch die längste Nacht des Jahres ist, sowie Heiligabend und Silvester.

Die zwölf heiligen Nächte – beziehungsweise die Tage außerhalb der Zeit – galten nach heidnischem Brauch als Abbild der Zukunft. Das, was während der zwölf Nächte geschah, wurde von den Alten aufmerksam beobachtet und für die kommenden zwölf Monate vorhergesagt. Ob es Streit gab oder friedlich zuging, ob das Essen schmeckte oder die Sonne schien – alles konnte als Hinweis auf das kommende Jahr gedeutet werden.

Die zwölf heiligen Nächte galten alle als Feiertage. Doch zwei der Nächte, die sogenannten Verwandlungsnächte, wurden als besonders bedeutsam betrachtet. So galten der 28. Dezember und der 5. Januar als Tage, an denen vorgefallene Probleme gelöst werden konnten.

Wenn man sich vorher gestritten hatte, konnte man an diesen Tagen zukünftige Streitigkeiten vermeiden. So hatte jeder die Chance, durch gutes und umsichtiges Handeln die Zukunft zum Besseren zu gestalten.

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