
„Massive Überbeschaffung“
Scharfe Kritik an Jens Spahn im Corona-Ausschuss
Aktualisiert am 15.12.2025 – 17:30 UhrLesedauer: 3 Min.
Die Maskenaffäre von Unionsfraktionschef Jens Spahn beschäftigt erneut den Bundestag. Doch überraschende Erkenntnisse bringt die Corona-Enquetekommission kaum zutage.
Da sitzt er nun, er darf nicht anders: Jens Spahn (CDU), heutiger Chef der Unionsfraktion im Bundestag, während der Coronapandemie Bundesgesundheitsminister, eingerahmt von zweien seiner schärfsten Kritiker. Zu seiner Rechten an diesem Montagnachmittag im Paul-Löbe-Haus des Bundestags: Oliver Sievers, Prüfer des Bundesrechnungshofs; zu seiner Linken: die frühere Staatssekretärin Margarethe Sudhoff (SPD).
Sudhoff und der Bundesrechnungshof haben Spahn in der Vergangenheit immer wieder Vorwürfe gemacht, weil dieser als Minister zu viel Staatsgeld für zu teure Masken ausgegeben haben soll. Im Raum steht dabei eine Summe von sechs Milliarden Euro für Masken, die teils nie zum Einsatz kamen.
Nachdem sich zuletzt unter anderem der Haushaltsausschuss mit den Milliardendeals befasst hat, steht das Thema Maskenbeschaffung nun auch in der Enquetekommission zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie auf der Tagesordnung. Diese soll, anders als ein Untersuchungsausschuss, eigentlich nicht die Vergangenheit behandeln und Fehler aufklären, sondern den Blick nach vorn richten. Bis 2027, so der Plan, soll ein Bericht mit Empfehlungen zur Vorbereitung auf künftige Pandemien fertig sein.
Trotzdem widmen sich die Abgeordneten, Experten und geladenen Gäste stark der Retrospektive. Sievers, der Mann vom Bundesrechnungshof, erklärt, das Gesundheitsministerium habe in der Rückschau deutlich zu viele Masken geordert, und zwar zu teilweise viel zu hohen Preisen: „Wir haben eine massive Überbeschaffung gesehen.“ Insgesamt seien im Frühjahr 2020 rund 5,9 Milliarden Masken vom Bund gekauft worden, ein Großkauf während einer Notlage. Aber, so Sievers: „Zur Wahrheit gehört eben auch dazu, dass 3,4 Milliarden Masken vernichtet werden mussten und keinen Nutzen hatten.“
Spahn, Pokerface, im Stuhl zurückgelehnt, die Hände die meiste Zeit an der Tischkante, wirkt gelassen, während er den beiden zuhört. Die Botschaft seiner Körperhaltung: Haben mich die anderen Ausschüsse schon nicht ernsthaft in Bedrängnis gebracht, wird es dieser hier schon gar nicht schaffen.
Womit er recht behalten soll – und was ja ganz eigentlich auch gar nicht der Sinn und Zweck der Enquetekommission ist. Spahn kann darum die Bühne nutzen, um sich und sein Handeln als Minister abermals zu verteidigen. „Es gab damals keine Blaupause“, sagt er etwa zum wiederholten Male. Und: Allen Beteiligten sei angesichts der Bilder aus Bergamo schnell klar gewesen, dass es „um Leben und Tod“ gehe.