Investor zahlt Millionenbetrag nicht

Schuhhändler Görtz insolvent: Löhne in akuter Gefahr

24.01.2025 – 16:15 UhrLesedauer: 2 Min.

Hamburg: Passanten gehen an einer Filiale des Schuhhändlers Görtz in der Innenstadt vorbei. (Quelle: Marcus Brandt)

Nach der erneuten Insolvenz des Traditionsunternehmens Görtz sind die Löhne der rund 400 Beschäftigten bedroht. Das erschwert den Weg zur Rettung.

Nach der neuerlichen Insolvenz des Hamburger Schuhhändlers Görtz sind jetzt die Löhne der Beschäftigten in akuter Gefahr. „Unsere Feststellung nach vier Tagen intensiver Prüfung ist eindeutig: Die Lage ist kritisch“, sagte Insolvenzverwalter Gideon Böhm im Anschluss an eine Betriebsversammlung der rund 400 Beschäftigten der Görtz Retail GmbH. Das Amtsgericht Hamburg hatte das Insolvenzverfahren am Montag eingeleitet.

Problematisch sei vor allem das nach der ersten Insolvenz 2023 entwickelte Sanierungskonzept, sagte Böhm von der Hamburger Anwaltskanzlei Münzel & Böhm. So habe die österreichische Investorin CK Technology Solutions GmbH von Bolko Kissling nur den ersten Teil des zugesagten Beitrags in Höhe von 500.000 Euro geleistet. „Der zweite Teil in Höhe von 1,3 Millionen Euro wurde nicht gezahlt, sondern mit behaupteten Gegenforderungen verrechnet.“

Dieser Vorgang ist den Angaben zufolge bereits seit Mai 2024 beim Landgericht Hamburg anhängig – und kann nun ernste Folgen für die Beschäftigten haben. Denn weil damit nach Auffassung der Bundesagentur für Arbeit das erste Insolvenzereignis nicht beseitigt ist, kann jetzt nicht schon wieder Insolvenzgeld gewährt werden. Diese Auffassung werde derzeit aber durch Arbeitsrechtler geprüft und könne auch rechtlich angegangen werden, erklärte Böhm.

Das aufgrund von vier Fremdanträgen von Vermietern eingeleitete vorläufige Insolvenzverfahren erfahre somit eine enorm schwierige Ausgangssituation. „Wir müssen bis zur endgültigen Klärung einer möglichen Gewährung von Insolvenzgeld versuchen, aus eigener Kraft so viel Liquidität wie möglich zu generieren, um die Gehälter der Mitarbeitenden zahlen zu können.“

Inzwischen hätten sich bereits mehrere namhafte Kaufinteressenten von sich aus bei Böhm gemeldet. Gespräche liefen bereits. „Oberstes Ziel ist es jedoch, die Gehaltszahlungen für alle Mitarbeitenden zu ermöglichen.“ Gleichzeitig werde alles daran gesetzt, das 1875 gegründete Hamburger Traditionsunternehmen zu erhalten. „Die Lösung dafür liegt allerdings nicht in unserer Hand“, sagte Böhm. Denn die Görtz-Markenrechte gehörten nicht der Görtz Retail GmbH, sondern einer österreichischen Gesellschaft.

Zu Beginn des ersten Insolvenzverfahrens im September 2022 hatten die Ludwig Görtz GmbH und ihre beiden Tochterfirmen Görtz Retail GmbH und Görtz Logistik GmbH noch rund 1.800 Beschäftigte. Damals betrieb das Unternehmen rund 160 Filialen in Deutschland und Österreich. In der Folge musste das Unternehmen zahlreiche Standorte schließen. Oft ging es dabei um Mietschulden. Medienberichten zufolge sollen inzwischen nur noch gut 30 Filialen in Deutschland und Österreich existieren.

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