„Ende offen“
Erdbebenserie erschüttert Sachsen
10.12.2025 – 17:09 UhrLesedauer: 2 Min.
Seit drei Wochen erzittert im Vogtland immer wieder die Erde. Jetzt nehmen Intensität und Anzahl der Erdbeben deutlich zu. Was ist da los?
In Sachsen bebt die Erde. Im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Tschechien haben Messinstrumente seit Ende Novemver zahlreiche Erdstöße registriert. Am Mittwoch erreichte das Schwarmbeben ein neues Level.
Daten des GFZ Helmholtz-Zentrums für Geoforschung zeigen: Allein bis Mittwochnachmittag wiesen fünf Erdbeben im Vogtland eine Magnitude von mehr als 2 auf. Die bisher stärksten Beben ereigneten sich demnach um 10.58 Uhr und 13.26 Uhr, beide mit einer Magnitude von 2,8.
Wie das sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie mitteilte, sind bei Erdbeben dieser Stärke zwar keine Schäden zu erwarten, sie würden aber von Menschen deutlich spürbar wahrgenommen. Das zeige sich an zahlreichen „Spürbarkeitsmeldungen“ in den sozialen Netzwerken. Diese stammten vorwiegend aus dem Raum Bad Brambach und Markneukirchen, aber auch aus dem 45 Kilometer entfernten Grünhain-Beierfeld im Erzgebirge habe es Meldungen gegeben.
Der Erdbebenschwarm nahe Luby in der Tschechische Republik an der Grenze zu Sachsen ist seit dem 20. November aktiv. Nach einer längeren Ruhephase wurden seit dem Nikolaustag wieder viele Erdbeben registriert. Am Dienstag waren es laut GFZ drei mit einer Stärke von mehr als 2.
Unterhalb dieser Intensitätsschwelle sind die Beben noch deutlich zahlreicher. Laut Jens Skapski von der Fachseite „Erdbebennews“ verzeichneten die Instrumente allein in der ersten Tageshälfte des Mittwochs rund 3.000 Beben – im Schnitt vier pro Minute.
Skapski spricht von einer „sehr intensiven Sequenz“. Zunehmend würden die Beben in geringerer Tiefe geschehen, zuletzt in nur rund zehn Kilometern Tiefe. „Damit wandern sie Stück für Stück die Störungszone weiter nach oben“, schreibt der Erdbebenexperte.
Wie es weitergeht, ist derzeit unklar. „Ende offen“, erklärt Skapski auf Anfrage von t-online: „Solche Schwärme können Wochen und im Extremfall Monate dauern. Wo es aktuell hinführt, werden wir sehen, wenn es vorbei ist.“
2011, 2014 und 2017 wurden im Vogtland Beben mit Stärken von mehr als 4 registriert. Im Winter 1985 hatte das stärkste je im Vogtland erfasste Beben sogar eine Stärke von 4,6.
Die Region ist bekannt für Schwarmbeben. Dabei treten in dichter zeitlicher Reihenfolge viele Erdbeben im gleichen Herdgebiet auf. Angestaute Spannungsenergie wird an geologischen Störungen freigesetzt. Neuere Untersuchungen gehen davon aus, dass in der Erdkruste aufsteigende Gase die Schwarmbeben hervorrufen.
Die Fluide würden ausgehend von einer tief liegenden magmatischen Quelle durch die Erdkruste aufsteigen, erklärt Skapski. Sie wirkten wie Schmiermittel und bringen die
Erdkruste ins Rutschen: „Je mehr Fluide, umso mehr Druck ist im System und umso mehr und stärker können die Schwarmbeben werden.“ Die Erdbeben würden dabei der Bewegung der Fluide folgen, weshalb sich die Epizentren wie aktuell im Laufe eines Schwarms stark verlagern können.
