
Kritische Infrastruktur betroffen
Innenminister schlagen Alarm wegen Drohnensichtungen
18.12.2025 – 00:41 UhrLesedauer: 2 Min.
Das neue Drohnenabwehrzentrum reicht den Innenministern der Länder offenbar nicht aus. Sie fordern vom Bund eine neue Regelung.
Die zunehmende Zahl an Drohnensichtungen bewerten die Innenminister der Länder als besorgniserregend. In einem Papier, das der „Süddeutschen Zeitung“ vorliegt, sprechen sie davon, dass Drohnen „eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung sowie der Interessen unseres Staates darstellen“ können, heißt es in dem Dokument
Die „Sichtungen von potenziell sicherheitsgefährdenden Drohnen“ haben demnach deutlich zugenommen. Betroffen seien oft kritische Infrastrukturen wie Häfen, Flughäfen und Unternehmen der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie sowie militärische Einrichtungen.
Die Länder fordern vom Bund, der Gefährdung entschiedener entgegenzuwirken. Das Drohnenabwehrzentrum von Bund und Ländern, das am Mittwoch eingeweiht wurde, reiche nicht aus. „In Anbetracht der veränderten geopolitischen Lage müssen daher alle Ressourcen gebündelt werden, um diesen Entwicklungen wirksam zu begegnen“, heißt es in dem Papier weiter. Sie fordern, dass das Bundesinnenministerium bis Juni eine „Regelung zur konzeptionellen Zusammenarbeit von Bund und Ländern bei der Abwehr und Bekämpfung von Drohnen“ vorlegt.
In dem Papier wird laut SZ auch bemängelt, dass es kaum Informationen über die Hintermänner der Drohnenflüge gibt. Eine zentrale Datei von Personen, die illegale Drohnenflüge durchgeführt haben oder durchführen, solle eingerichtet werden. Damit könnten zumindest Mehrfachtäter schneller erkannt werden.
Um unerlaubt fliegende Drohnen künftig besser zu erkennen und unschädlich zu machen, haben Bund und Länder in Berlin ein Gemeinsames Drohnenabwehrzentrum (GDAZ) eingeweiht. Der Arbeitsbetrieb soll im Januar aufgenommen werden.
In dem neuen Zentrum, das bei der Bundespolizei angesiedelt ist, sollen Vertreter der Sicherheitsbehörden, der Bundeswehr und der Nachrichtendienste Informationen austauschen und „Einsatzmaßnahmen koordinieren“, wie der Leiter der Bundespolizeidirektion 11, Olaf Lindner, erklärt.
Organisatorisches Vorbild ist das Gemeinsame Terrorabwehrzentrum, in dem sich Polizei, Nachrichtendienste und andere relevante Behörden zu aktuellen Risikofällen im Bereich islamistischer Terrorismus austauschen.
Nach Angaben der Deutschen Flugsicherung (DFS) gab es in Deutschland bis Ende 2025 mehrere hundert Drohnenüberflüge, davon allein 144 in der Nähe von Flughäfen. Besonders der Flughafen Frankfurt war betroffen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters registrierte Deutschland zwischen Januar und Ende September 172 drohnenbedingte Störungen des Luftverkehrs – ein deutlicher Anstieg gegenüber Vorjahren. Mehrere Sichtungen führten Ende September/Anfang Oktober 2025 zu kompletten oder zeitweisen Sperrungen des Flughafens München.
Deutschland verzeichnete im Oktober die höchste Anzahl an Drohnensichtungen über Militärstützpunkten, wie ein Geheimdienstmitarbeiter mitteilte, wobei der Fokus zunehmend auf Marineeinrichtungen liegt. „Die Bundeswehr verfügt über kritische Infrastruktur. Derzeit ist vor allem die Marine von Drohnensichtungen betroffen“, erklärte Torsten Akmann, Vizepräsident des deutschen Militärgeheimdienstes MAD, der Nachrichtenagentur Reuters.