In seiner „Weihnachtsfabrik“

Influencer deckt Kindesmissbrauch auf


Aktualisiert am 12.12.2024 – 11:26 UhrLesedauer: 3 Min.

Alexander Schönen (34): Der Influencer wollte mit seiner Weihnachtsfabrik Kinder überraschen und erlebte selbst eine böse Überraschung. (Quelle: Screenshot von Alexander Schönens Instagram-Account)

Ein Influencer will Kinder zu Weihnachten überraschen. Dafür mietet er eine große Lagerhalle bei Aachen als Geschenkefabrik an. Dann erlebt er selbst eine böse Überraschung.

Der 34-jährige Influencer Alexander Schönen wollte Kinder zu Weihnachten überraschen und ihnen eine Freude machen. Deshalb hat er eine 1.000 Quadratmeter große Lagerhalle bei Aachen gemietet und zur „Weihnachtsfabrik“ umgebaut. Sein Vorbild: Die Geschenkefabrik der Kindersendung „Weihnachtsmann & Co. KG“, die seit 1997 in der Weihnachtszeit ausgestrahlt wird. In der Kinderserie hilft der Weihnachtsmann, gemeinsam mit seinen Elfen und Rentieren Kinderwünsche zu erfüllen. Das hatten auch Alexander Schönen und sein Team vor.

Der 34-Jährige forderte Kinder über Instagram dazu auf, ihm Weihnachtswünsche per Brief zu senden. Damit wolle er vor allem Kindern helfen, deren Eltern sich keine oder nur wenige Geschenke leisten könnten, sagte er im Gespräch mit dem Fernsehsender „RTL“. Unzählige Wunschzettel hätten ihn in seiner selbstgebauten Geschenkfabrik bei Aachen daraufhin erreicht – darunter auch einer, der ihn und sein ganzes Team nach eigenen Aussagen erschütterte.

Drei Geschwister aus Niedersachsen haben den Brief verfasst. Darin steht: „Mein größter Wunsch ist, dass mein Opa für das, was er meiner Mama, meinen Geschwistern und mir angetan hat, bestraft wird.“ Und in Großbuchstaben: „Dass er uns nie wieder anfesst. Das ist eklig.“ Dem Brief liegt eine Zeichnung von „Grantelbart“ bei, dem bösen Gegenspieler bei „Weihnachtsmann & Co KG“. „Opa“, so ist die Zeichnung beschriftet. Drumherum: weinende Kinder.

Wegen des Verdachts auf Kindesmissbrauchs hat Schönen sofort die Polizei informiert. Die Adresse der Familie habe schließlich auf dem Briefumschlag gestanden, sagt er in einem Video. Bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig sei der Fall inzwischen aktenkundig, berichtet der „WDR“. Gegen den Großvater von drei Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren werde wegen des Verdachts auf schweren sexuellen Missbrauch von Kindern und Vergewaltigung ermittelt.

Christian Wolters, Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig, erklärt: „Es besteht der Verdacht, dass der Beschuldigte seine 32-jährige Schwiegertochter in den letzten Jahren wiederholt vergewaltigt und sexuell bedrängt haben soll. Außerdem soll der Beschuldigte seine beiden Enkeltöchter im Alter von zehn und zwölf Jahren wiederholt sexuell missbraucht haben.“

Die Taten seien bereits im Juni 2014 durch die Strafanzeige der 32-jährigen Frau bekannt geworden. Sie schilderte laut Staatsanwaltschaft auch die Übergriffe auf ihre beiden Töchter. Die „Wunschzettel“ der Kinder an den Influencer hätten daher für die Ermittlungen keine Rolle gespielt, unterstreicht der Staatsanwalt. „Der Beschuldigte befindet sich mangels Haftgründen derzeit nicht in Untersuchungshaft“, erklärt Wolters.
Aus diesen Gründen sitzt der Mann nicht in U-Haft.

Um eine Untersuchungshaft anordnen zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Laut Wolters muss mindestens einer der folgenden Haftgründe vorliegen: Flucht oder Fluchtgefahr, Verdunklungsgefahr, Wiederholungsgefahr oder eine besondere Schwere der Tat, beispielsweise bei Tötungsdelikten.

Im vorliegenden Fall sei keiner dieser Gründe erfüllt. „Der Beschuldigte ist Deutscher mit festem Wohnsitz, sodass keine Fluchtgefahr besteht“, teilt der Staatsanwalt mit. Es bestehe auch keine Wiederholungsgefahr. Die Erklärung der Staatsanwaltschaft: „Zum einen besteht nicht die Gefahr, dass er ‚fremde‘ Personen attackiert, weil der Beschuldigte die ihm vorgeworfenen Taten innerhalb der Familie begangen haben soll. Da Täter und Opfer seit Beginn der Ermittlungen vor über sechs Monaten räumlich getrennt sind, besteht auch insoweit nicht die Gefahr weiterer Taten.“ Es habe seitdem keine neuen Handlungen gegeben, so Wolters.

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