Nach einem Tiefstand im Vormonat ist die Inflationsrate überraschend stark gestiegen. Besonders Preise von Versicherungen sind teurer geworden.

Die Inflation in Deutschland ist im Oktober überraschend kräftig gestiegen. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 2,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte.

Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einer Teuerungsrate von 1,8 Prozent gerechnet. Im September war sie mit 1,6 Prozent noch auf den tiefsten Stand seit rund dreieinhalb Jahren gesunken. Von September auf Oktober erhöhten sich die Lebenshaltungskosten um 0,4 Prozent.

Tiefer in die Taschen greifen mussten die Verbraucher vor allem für Dienstleistungen wie Pauschalreisen und Versicherung. Diese verteuerten sich um 4,0 Prozent im Vergleich zu Oktober 2023. Nahrungsmittel kosteten 2,3 Prozent mehr. Energie verbilligte sich dagegen um 5,5 Prozent. Die Inflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie – oftmals auch als Kerninflation bezeichnet – stieg voraussichtlich auf 2,9 Prozent.

Die Inflation habe wieder spürbar und auf breiter Basis zugelegt, sagte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding. „Für die EZB ist die hartnäckige Inflation im Dienstleistungssektor, in dem Lohnkosten eine große Rolle spielen, ein Warnsignal“, fügte er hinzu. „Sie sollte ihre Leitzinsen nicht übermäßig senken.“ Angesichts der nachlassenen Teuerung in der Währungsunion hat die Europäische Zentralbank (EZB) in diesem Jahr bereits drei Mal ihren Leitzins gesenkt.

Die Bundesbank stimmt in ihrem aktuellen Monatsbericht auf eine höhere Inflation ein. „In den nächsten Monaten wird die Teuerungsrate voraussichtlich wieder ansteigen“, betonte sie darin. „Der Grund hierfür sind unter anderem Basiseffekte bei Energie.“ So hätten die Rohölpreise im September des vergangenen Jahres einen Hochpunkt erreicht und seien danach wieder gesunken, was nun die Inflation antreiben könnte. „Auch für Nahrungsmittel ist – wegen der zuletzt gestiegenen Rohstoffpreise – mit einer höheren Inflationsrate zu rechnen.“ Schließlich dürfte sich die Teuerung bei Dienstleistungen noch eine Weile auf erhöhtem Niveau halten.

Mehr Unternehmen wollen ihre Kunden künftig stärker zur Kasse bitten. Das Barometer für die Preiserwartungen stieg im Oktober auf 15,9 Punkte, nach 14,1 Zählern im September, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner Managerumfrage ermittelte. Vor allem Industriebetriebe, unternehmensnahe Dienstleister und der Handel wollen demnach vermehrt mehr Geld verlangen. „In den kommenden Monaten dürfte die Inflationsrate wieder etwas anziehen und die Zwei-Prozent-Marke der Europäischen Zentralbank erreichen“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Sascha Möhrle.

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