Der erste Zündfunke einer Revolution

Warum ohne diese Frau das Auto vielleicht nie gestartet wäre


28.03.2025 – 17:22 UhrLesedauer: 2 Min.

Bertha Benz (spätere Darstellung): Sie wusste, dass das Auto eine Zukunft hatte – vor allen anderen. (Quelle: Mercedes-Benz)

Als Carl Benz 1885 seinen Patent-Motorwagen startete, ahnte niemand, dass daraus ein globales Massenphänomen entstehen würde – außer vielleicht seine Frau.

Kein Fernsehen, kein Smartphone – und kein Auto: 1885 war unsere Welt noch eine andere. Durch die Straßen rollten Pferdekutschen. Wer von A nach B wollte, brauchte Ausdauer – oder ein Pferd. Dann kam ein Mann aus Mannheim mit einer Idee, die alles verändern sollte: Carl Benz baute das erste Automobil der Welt. Drei Räder, ein knatternder Motor, null Komfort. Aber es fuhr.

Carl Benz (1844–1929) war nicht nur ein Tüftler. Er war ein Sturkopf mit Weitblick. Seine Idee: ein Fahrzeug, das sich selbst fortbewegt – ganz ohne Pferd. Der Weg dorthin war steinig, das Geld war knapp, die Rückschläge waren zahlreich. Doch Benz gab nicht auf. 1885 meldete er sein Fahrzeug zum Patent an: Der „Patent-Motorwagen Nr. 1“ war geboren.

Das Herzstück: ein 0,75 PS starker Einzylinder-Viertaktmotor. Dieser Motor trieb über Riemen und Kette ein Hinterrad an – genug, um das 265 Kilogramm schwere Gefährt auf 16 km/h zu beschleunigen. Gelenkt wurde mit einem Hebel, gebremst mit der Hand. Das Ganze wirkte eher wie ein überdimensioniertes Dreirad als wie ein Vorläufer heutiger SUVs. Aber es war ein technisches Wunderwerk seiner Zeit.

Die eigentliche Pionierleistung vollbrachte jedoch nicht Carl, sondern seine Frau. Bertha Benz (1849–1944), die den Familienbetrieb nicht nur mitfinanzierte, sondern auch mit Mut erfüllte, setzte ein Ausrufezeichen hinter den Traum des Erfinders: Heimlich brach sie 1888 mit ihren beiden Söhnen zur ersten Fernfahrt der Geschichte auf –106 Kilometer von Mannheim nach Pforzheim.

Unterwegs wurde improvisiert: Benzin kaufte sie in der Apotheke, Bremsen reparierte sie mit Leder vom Schuster, Zündprobleme löste sie mit einer Hutnadel. Berthas Fahrt bewies: Das Automobil war kein Spielzeug. Es konnte alltagstauglich sein. Die Zeitungen berichteten, die Skepsis der Menschen wich langsam der Faszination.

Zunächst war das Echo aber noch gedämpft. Das lärmende, qualmende Ungetüm irritierte viele. Manche nannten es „Kutsche ohne Pferd“, andere schlicht „Teufelszeug“. In England musste ein Mann mit roter Fahne vor dem Wagen herlaufen, um andere Verkehrsteilnehmer zu warnen. Doch der Damm war gebrochen, das Auto nahm Fahrt auf.

Was folgte, war mehr als ein technischer Fortschritt – es war eine Zeitenwende:

Heute rasen wir mit Elektroautos über die Autobahnen, träumen vom autonomen Fahren. Doch der erste Schritt geschah auf drei Rädern, mit 0,75 PS und dem Mut einer Frau, die an das Auto glaubte. Die Geschichte des Automobils begann nicht im Labor – sondern auf holprigen Landstraßen. Und sie begann in Deutschland.

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