Whitney Houstons Bodyguard packt aus
„Ich konnte sie nicht vor sich selbst schützen“
30.12.2024 – 19:34 UhrLesedauer: 3 Min.
Whitney Houstons Figur in dem Film „Bodyguard“ musste vor gefährlichen Fans geschützt werden. Ähnliches spielte sich auch in ihrem Privatleben ab.
Die Thriller-Romanze „Bodyguard“ gehört zu den Erfolgsfilmen der Neunzigerjahre. Whitney Houston verkörperte die Hauptrolle Rachel Marron, eine Sängerin, die Drohungen erhält. Bodyguard Frank Farmer, gespielt von Kevin Costner, wird deswegen zu ihrem Schutz eingestellt. Die Geschichte wurde inspiriert von echten Ereignissen: Whitney Houston arbeitete über sieben Jahre eng mit ihrem Leibwächter David Roberts zusammen. Dieser hat nun mit der britischen Zeitung „Daily Mail“ über seine Zeit mit der 2012 verstorbenen US-Amerikanerin geschrieben.
1988 wurde David Roberts gefragt, ob er Whitney Houstons Bodyguard werden wolle. Zunächst habe dieser abgelehnt. Sie zählte damals zu den international berühmtesten Popstars. Er ging davon aus, dass sie verwöhnt und schwierig sei. Doch er lag falsch, sagt er heute. Die damals 23-Jährige „war liebenswürdig, schüchtern, introvertiert, wohlerzogen und eine der schönsten Frauen, die ich je getroffen habe“.
Im Laufe der nächsten Jahre setzte er alles daran, sie zu schützen. Viele „verrückte“ Fans seien hinter ihr her gewesen, es habe zahlreiche Drohungen gegen sie gegeben. Mithilfe der Polizei stellte er einmal einen Fan, der Schusswaffen und detaillierte Pläne einer Entführung bei sich hatte. Das hohe Risiko, dem Whitney Houston zeitweise ausgesetzt war, belegen auch FBI-Akten, die ein Jahr nach ihrem Tod veröffentlicht wurden. Auf über 120 Seiten sind Briefe von besessenen Fans, Drohungen und Erpressungsversuche dokumentiert. 1992 soll jemand, der als enger Freund galt, versucht haben, sie um 250.000 US-Dollar zu erpressen. Er drohte, private Informationen an die Öffentlichkeit zu bringen, falls sie nicht zahlte.
David Roberts sieht die Parallelen zwischen seiner Zusammenarbeit mit Whitney Houston und dem Film „Bodyguard“. „Vieles von dem, was im Film vorkommt, haben wir tatsächlich erlebt. Kleine Details wie die Figur Rachel Marron, die sich an der Rückseite seines Hemdes festhält, um den Scharen von Fans zu entkommen. So haben wir es gemacht.“ Auch den Namen Rachel Marron hätten sie verwendet, um für Whitney Houston unerkannt Hotelzimmer zu buchen.
Doch eine Romanze wie in dem Film entwickelte sich zwischen den beiden nie, sagt David Roberts. Er habe nur einmal darüber nachgedacht: Er sei eines Abends, als sie liebevoll ihren Kopf auf seine Schulter legte, versucht gewesen, „alles aufzugeben“. Doch er wusste damals auch: „Wenn man diese Grenze überschreitet, verliert man seine Objektivität und das wird gefährlich für die Person, die man beschützt.“ Daran sei auch die Filmliebe zwischen Rachel Marron und Frank Farmer gescheitert: „Er hat die Grenze überschritten und das war das Ende für ihn in der Funktion, für die er angestellt war.“
Während seiner Anstellung erlebte David Roberts mit, wie Whitney Houston immer mehr den Drogen verfiel. Als sie 1995 während Dreharbeiten eine Überdosis hatte, schrieb er besorgt einen Brief an ihre Anwälte und erklärte, dass jemand aus ihrem Umfeld sie mit Drogen versorgte. Eine Woche später wurde er plötzlich gefeuert und sah Whitney Houston nie wieder. „Keiner aus dem Umfeld der jungen Frau wollte sie mit ihrem Drogenkonsum konfrontieren, weil sie zu viel Geld für sie verdiente“, ist seine Vermutung.
Seit seiner Kündigung verspüre er Wut. Er sei wütend auf die Menschen, die Whitney Houston hätten helfen sollen und sie stattdessen als Goldesel missbrauchten. „Sie brauchte Hilfe, und sie bekam sie nicht, weil alle anderen zu gierig waren. So einfach ist das“, urteilt der ehemalige Polizist. 2012 starb Whitney Houston an einer Drogenüberdosis, sie wurde nur 48 Jahre alt. „Ich wurde eingestellt, um ihr Leben zu schützen, und ich habe sie so gut wie möglich beschützt. Aber ich konnte sie nicht vor sich selbst schützen“, sagt David Roberts heute.