Bringt ein ungewöhnliches Verfahren den Durchbruch in einem seit Jahrzehnten ungeklärten Prostituierten-Mord? Im ZDF lobt Rudi Cerne die Dortmunder Polizei.

In seinen über 20 Jahren von „Aktenzeichen XY“ ist Moderator Rudi Cerne wohl schon vielen findigen Polizisten begegnet. Die Ermittlungsarbeit der Mordkommission unter der Leitung des Dortmunder Hauptkommissars Gregor Schmidt fand der ZDF-Mann dann aber doch „sehr beeindruckend.“

Schmidt und seinen Ermittlern war es nämlich gelungen, mithilfe einer sogenannten forensischen Hypnose im seit 37 Jahren ungeklärten Mordfall Sylvia Beerenberg ein Phantombild des Tatverdächtigen zu erstellen.

Worum geht es in diesem sogenannten „Cold Case“, der am Mittwochabend Thema bei „Aktenzeichen XY ungelöst…“ war? Die in der Dortmunder Nordstadt arbeitende Prostituierte war am 24. Oktober 1987 in einen dunklen Mercedes gestiegen, später wurde ihre Leiche rund 60 Kilometer entfernt in Lippetal-Oestinghausen im Kreis Soest aufgefunden. Der nie gefundene Täter hatte 16 Mal mit einem Messer zugestochen.

Hoffnung, das Rätsel in dem Prostituierten-Mord doch noch zu lösen, macht Schmidt ein Vorfall, der sich rund drei Jahre später ebenfalls in der Nordstadt ereignet hatte. Ein Unbekannter hatte dort einer 16-Jährige versprochen, sie nach einem Discobesuch nach Hause zu fahren. Stattdessen zerrte er sie aber dann aus seinem Auto auf einem Feldweg, und versetzte ihr 20 Messerstiche in Schulter und Rücken – dann flüchtete er.

Nach der Tat konnte sich das Mädchen nicht erinnern, wie der Angreifer ausgesehen hatte. Doch dann wurde Schmidts Team im Januar 2014 aktiv und beauftragte eine Psychologin, die Frau heute noch einmal zu befragen. Schmidt: „Gerade bei sehr brutalen Taten fällt es den Opfern häufig schwer, sich an den Täter zu erinnern.“

In einem eigens eingerichteten Raum der Dortmunder Kripo begab sich das Opfer unter die Hypnose der Psychologin und erinnerte sich dann in einem „Zustand tiefster Entspannung“, so heißt es in der ZDF-Sendung, an neue Details der Tat. Ein Phantombildzeichner folgte ihren Schilderungen – so entstand schließlich das neue Bild des Tatverdächtigen.

In der Sendung räumte Schmidt ein, dass die Wirksamkeit der forensischen Hypnose nicht garantiert sein könne. Aber: „Die Zeugin selbst sagt, dass das Bild das Aussehen des Täters zur Tatzeit sehr gut widerspiegelt. Wir gehen davon aus, dass das Bild recht präzise ist.“

Die Dortmunder Polizei hält es für wahrscheinlich, dass der Mann, der 1990 auf die damals 16-Jährige eingestochen hatte, auch der ist, der 1987 die Prostituierte Sylvia Beerenberg umgebracht hat – und zwar wegen einiger auffälliger Parallelen: In beiden Fällen saß er Täter am Steuer eines dunklen Mercedes, in beiden Fällen fand er sein Opfer in der Nordstadt und in beiden Fällen stach er mehrfach in sein Opfer ein, aber offenbar ohne eine konkrete „Mord- und Sexualabsicht“, wie Schmidt in der Sendung am Mittwoch erklärte.

Das Phantombild ist aber nicht die einzige Spur, die die Ermittler verfolgen. In der Nähe des Tatorts wurde auch eine Getränkedose gefunden, an der nach über 30 Jahren die DNA-Spuren eines Mannes gefunden werden konnten. Cerne lobte die Arbeit der Ermittler: „Ich find’s klasse, dass Sie an dem Fall immer noch dran bleiben.“

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