„Kirk“ zielt auf Europa, „Milton“ nimmt Florida ins Visier und über dem Atlantik wirbelt auch noch „Leslie“. Meteorologen sind alarmiert.

Es ist Oktober, eigentlich sollte der Herbst auf der Nordhalbkugel für zunehmende Abkühlung sorgen. Normalerweise flaut die Hurrikan-Saison in dieser Jahreszeit allmählich ab, denn die tropischen Wirbelstürme saugen ihre zerstörerische Kraft aus warmen Meeren.

Doch in diesem Jahr ist alles anders. Der Atlantik ist immer noch aufgeheizt genug, um reihenweise gefährliche Tropenstürme zu erzeugen: Erstmals im Oktober haben Meteorologen drei Hurrikans gleichzeitig festgestellt. „Heiße neue Welt“, kommentierte der US-Klimaaktivist Bill McKibben.

„Milton“ ist in der Bucht von Campeche im Golf von Mexiko entstanden, einem Randmeer des Atlantiks. „Bemerkenswert ist seine Verstärkung von einem tropischen Sturm zum Hurrikan der stärksten Kategorie 5 in nur 24 Stunden“, erklärt Hurrikan-Experte Andreas Fink vom Karlsruher Institut für Technologie t-online. Das habe es im Nordatlantik bisher „nur in ganz wenigen Fällen“ gegeben.

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Eine Turbo-Intensivierung wie bei „Milton“ sei aufgrund der globalen Erwärmung allerdings künftig immer häufiger zu erwarten, warnt Diplom-Meteorologe Dominik Jung. „Miltons“ rasante Entwicklung sei insofern ein Beispiel für den Einfluss von Klimawandel und Meerestemperaturen.

In den USA werden die Alarmrufe vor „Milton“ aktuell immer drastischer. „Ich kann ohne jegliche Dramatisierung sagen: Wenn Sie sich dafür entscheiden, in einem der Evakuierungsgebiete zu bleiben, werden Sie sterben“, sagte die Bürgermeisterin der Stadt Tampa, Jane Castor, im Sender CNN. Am Mittwoch soll „Milton“ an der Westküste Floridas auf Land treffen.

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Quelle: t-online

Erst vor rund anderthalb Wochen war Hurrikan „Helene“ weiter nördlich in Florida auf Land getroffen und hatte dort mehr als 200 Tote und hohe Schäden verursacht. Dass jetzt schon der nächste Hurrikan naht, verschlägt auch gestandenen Meteorologen die Sprache. Es werde die „mathematische Grenze“ des Möglichen erreicht.

Solch eine Durchschlagskraft wird von Hurrikan „Leslie“, der mitten über dem Atlantik gerade Richtung Norden zieht, nicht erwartet. Auch Sturm „Kirk“, der noch vor Kurzem Stufe 4 mit Windspitzen von bis zu 270 km/h erreicht hatte, wird nicht annähernd solche Zerstörung anrichten.

Im Augenblick schwächt sich „Kirk“ weiter ab. Je kälter das Wasser ist, über das er sich Richtung Europa bewegt, umso mehr büßt er seine tropischen Eigenschaften ein.

„Kirk wird in Europa kein Tropensturm mehr sein, er ist ein Sturmtief der mittleren Breiten“, erklärt Hurrikan-Experte Fink. „Er trifft als solcher den Nordwesten der iberischen Halbinsel mit Sturm und viel Regen und zieht dann nach Westfrankreich weiter.“

Trotzdem sorgt „Kirk“ unter den Fachleuten weiter für Aufsehen. „Kirk hatte zeitweise die Stufe 4“, betont Meteorologe Jung. „Er war damit der östlichste Hurrikan dieser Stufe, der jemals auf dem Atlantik beobachtet worden ist.“

Müssen die Europäer angesichts der weiter steigenden Meerestemperaturen also irgendwann demnächst mit einem Sturm rechnen, der seine Hurrikanstärke behält, wenn er aufs europäische Festland trifft? Möglich, glauben Jung und Fink. „Wir erwarten, dass einzelne Stürme zumindest teilweise ihre tropischen Eigenschaften bis zum Landgang in Westeuropa behalten werden“, schreibt Fink auf Anfrage von t-online.

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