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„Hölle auf Erden“: In diesem Gefängnis sitzt Diddy


Aktualisiert am 25.09.2024 – 16:28 UhrLesedauer: 4 Min.

Sean „Diddy“ Combs: Der Rapper sitzt seit Dienstag im Gefängnis. (Quelle: Van Tine/imago-images-bilder)

Sean „Diddy“ Combs sitzt nach seiner Verhaftung im Gefängnis. Dieses ist für seine gefährlichen Zustände bekannt.

Brutale Zustände, ständige Gewalt und zahlreiche Todesfälle: Das Metropolitan Detention Center (MDC) im New York Stadtteil Brooklyn ist berühmt und berüchtigt. Nach seiner Festnahme wegen schwerer Vorwürfe des Menschenhandels und sexuellen Missbrauchs sitzt nun der Musikmogul Sean „Diddy“ Combs seit Dienstag dort ein. Trotz aller Anstrengungen seiner Anwälte, die ihn lieber unter Hausarrest in seiner 48 Millionen Dollar teuren Villa in Miami Beach (Florida) stellen lassen wollten, muss der Rapper hinter Gitter, berichtete die Nachrichtenagentur AP.

Schon nach seiner Eröffnung in den 1990er-Jahren galt das MDC Brooklyn, das einzige Bundesgefängnis in New York, als besonders problematisch. In der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte über Missstände, die einige Richter zögern ließen, Personen dorthin zu schicken.

The Metropolitan Detention Center in Brooklyn. (Quelle: Yuki Iwamura/ap)

Dennoch blieb es eine zentrale Einrichtung für Menschen, die auf ihren Prozess warten oder kurze Haftstrafen nach einer Verurteilung absitzen müssen. Zu den prominenten Insassen des Gefängnisses zählten unter anderem der Musiker R. Kelly, die Ex-Partnerin von Jeffrey Epstein Ghislaine Maxwell, und der Kryptowährungsbetrüger Sam Bankman-Fried.

Das Gefängnis, in dem derzeit etwa 1.200 Häftlinge untergebracht sind, war besonders in den vergangenen Jahren aufgrund seiner schlechten Bedingungen massiv in die Kritik geraten. Auf dem Höhepunkt der Pandemie im Jahr 2020 verzeichnete die Einrichtung den ersten bestätigten Covid-19-Fall eines Bundesgefangenen. Zuvor hatte ein einwöchiger Stromausfall 2019 für Unruhen unter den Gefangenen gesorgt, die in dieser Zeit in eiskalten Zellen ausharren mussten.

Eines der größten Probleme des Gefängnisses: Es gibt extreme Personalengpässe. Das begünstige die Gewalt zwischen den Häftlingen und mache das ohnehin harte Leben in Haft noch gefährlicher, hieß es in Medienberichten. So kam es erst im Juni zu einem tödlichen Vorfall, bei dem der 37-jährige Uriel Whyte erstochen wurde. Im folgenden Monat starb Edwin Cordero (36) nach einer Auseinandersetzung im Gefängnis. In den vergangenen drei Jahren haben zudem mindestens vier Inhaftierte Suizid begangen. Außerdem wurden bereits mehrere Gefängniswärter wegen Korruption, der Annahme von Bestechungsgeldern und des Schmuggels von Drogen, Zigaretten und Handys für die Häftlinge verurteilt.

Anwälte und Menschenrechtsaktivisten beschreiben die Bedingungen als „barbarisch“ und kritisieren die mangelnden Verbesserungen trotz zahlreicher Klagen und Beschwerden. Andrew Dalack, Anwalt des im Gefängnis getöteten Edwin Cordero, sagte der „New York Times“, dass sein Mandant Opfer eines „überfüllten, unterbesetzten und vernachlässigten Bundesgefängnisses“ geworden sei, das er als „Hölle auf Erden“ bezeichnete.

MDC Brooklyn. (Quelle: Yuki Iwamura/ap)

Ganz folgenlos blieben diese Ereignisse nicht. Richter und Anwälte üben vermehrt Druck auf das Federal Bureau of Prisons (Bundesamt für Gefängnisse) aus, um Verbesserungen herbeizuführen. In der Vergangenheit haben etwa einige Richter davon abgesehen, Angeklagte ins MDC zu schicken oder ihre Haftstrafen aufgrund der schlechten Haftbedingungen reduziert. Der Bundesrichter Jesse Furman ließ beispielsweise im Januar den verurteilten Drogenschmuggler Gustavo Chavez auf Kaution frei, anstatt ihn im MDC auf seine Verurteilung warten zu lassen.

Im August ging Richter Gary Brown noch weiter: Er ließ die Haftstrafe eines 75-jährigen Steuerhinterziehers fallen, als er erfuhr, dass der Mann ins MDC geschickt werden sollte. Diese Entscheidung sei eine direkte Reaktion auf die jahrelange Kritik an den Zuständen in der Einrichtung gewesen, so Brown.

In einer Erklärung von Dienstag teilte das Bureau of Prisons mit, dass man die Versäumnisse erkannt habe und daran arbeite, die Bedingungen zu verbessern. Dazu gehöre der Abbau eines Rückstaus von mehr als 700 Wartungsanfragen sowie die Einstellung von zusätzlichem Personal für Sicherheit und medizinische Betreuung.

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