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Depression – und keiner merkt’s? Bei der sogenannten High Functioning Depression (hochfunktionale Depression) sind von außen kaum Symptome wahrnehmbar.

Die Betroffenen sind leistungsfähig im Beruf und oftmals aktiv in ihrer Freizeit. Doch in ihrem Inneren nehmen Erschöpfung, Verzweiflung und Traurigkeit zu.

Depressiv und trotzdem erfolgreich: Das ist möglich. Während bei der schweren „klassischen“ Depression die Betroffenen neben Traurigkeit, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit unter einer starken Antriebslosigkeit und Leistungseinbrüchen leiden und den Alltag als Überforderung erleben, ist das bei der High Functioning Depression anders.

Die Betroffenen, meist Frauen, sind im Außen hoch leistungsfähig. Sie meistern Beruf, Familie und Freizeitgestaltung mit Erfolg und haben vermeintlich alle Herausforderungen im Griff. Daher ist im Zusammenhang mit der hochfunktionalen Depression auch von „atypischer Depression“ die Rede.

Ein weiterer Begriff, der im Zusammenhang mit der hochfunktionalen Depression genannt wird, ist Dysthymie. Laut der Deutschen Depressionsliga e. V. umfasst dieser Begriff chronische Depressionen, die zwar durch weniger stark ausgeprägte Symptome gekennzeichnet sind, dafür aber über Jahre andauern können.

Die Betroffenen können ihren Alltag und die beruflichen Aufgaben meist nur noch mit großer Anstrengung bewältigen.

So auch Betroffene einer hochfunktionalen Depression. Sie meistern ihrem Alltag, doch in ihrem Inneren nehmen Erschöpfung, Müdigkeit, Überforderung, Ausgezehrtheit und Verzweiflung zu. Da vor allem leistungsorientierte und perfektionistische Menschen von der hochfunktionalen Depression betroffen sind, bewegen sie sich in einem ständigen Spannungsfeld zwischen Erschöpfung und den Leistungserwartungen an sich selbst.

Solche Menschen spüren, dass es zu viel wird, schaffen es aber nicht, den Ausgleich zu finden. Hinzu kommen häufig ein geringes Selbstwertgefühl sowie die Angst zu versagen und dem eigenen Perfektionismus nicht gerecht zu werden.

Diese hohen Anforderungen an die eigene Person führen zum einen zwar zum Erfolg. Doch sie erhöhen zum anderen auch immer mehr den Druck. Es ist möglich, dass Betroffene irgendwann Selbstmordgedanken entwickeln – bis hin zum Suizidversuch. Viele haben Hemmungen, sich anderen anzuvertrauen und die eigene Überforderung und Verzweiflung mitzuteilen. Meist schwingt die Angst mit, von der Gesellschaft stigmatisiert zu werden und als „verrückt“ oder als Versager zu gelten.

Manchmal bemerken es die Depressiven nicht einmal selbst, dass sie erkrankt sind – eben weil sie ihr Leben im Griff haben und im Außen doch eigentlich alles „gut funktioniert“. Es gibt allerdings verschiedene Symptome, die auf eine High Functioning Depression hindeuten können.

Doch die Symptome alleine erlauben noch keine Diagnose. Wer den Verdacht hat, an einer hochfunktionalen Depression erkrankt zu sein, sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Das kann im ersten Schritt der Hausarzt sein, aber auch ein Psychiater. Zu den möglichen Symptomen einer atypischen Depression gehören:

  • starke Versagensängste
  • hohe Ansprüche an sich selbst
  • Perfektionismus
  • ständige Gereiztheit
  • geringes Selbstwertgefühl
  • starke Angstgefühle, manchmal bis hin zu Panikattacken
  • Substanzmissbrauch, etwa ein erhöhter Alkoholkonsum, Tablettenmissbrauch oder Drogenkonsum
  • Schlaflosigkeit, Schlafstörungen
  • Müdigkeit, Erschöpfung
  • Hoffnungslosigkeit
  • untypische Essenszyklen
  • schleichender Rückzug von sozialen Aktivitäten
  • unausgeglichene Work-Life-Balance
  • mangelnde Begeisterungsfähigkeit
  • Verlust an Freude bei Aktivitäten, die sonst immer Spaß gemacht haben

Behandlung der High Functional Depression

Der erste und wichtigste Schritt, um eine High Functioning Depression behandeln zu können, ist die Einsicht der Betroffenen. Erst wenn sie merken, dass etwas „nicht stimmt“ und es ihnen nicht gut geht, können sie Hilfe bei einem Arzt oder Psychotherapeuten suchen. Bereits dieser erste Schritt gestaltet sich für viele Betroffene schwierig.

Sie merken zwar, dass ihnen alltägliche Arbeiten Energie rauben und die Durchführung oft schwerfällt. Da sie es aber gewohnt sind, über ihre Leistungsgrenzen zu gehen, machen sie immer weiter und übergehen ihre eigenen Bedürfnisse. Sie sehen oft lange keinen Handlungsbedarf.

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