Heim droht Schließung

Pflegehelfer sollen abgeschoben werden


14.11.2024 – 08:26 UhrLesedauer: 2 Min.

Schild zum Pflegeheim (Symbolbild): Weil die Asylanträge von zehn kolumbianischen Pflegehelfern abgelehnt wurden, droht einem Pflegeheim im Landkreis Rotenburg die Schließung. (Quelle: IMAGO/Elke Münzel/imago-images-bilder)

Zehn Pflegehelfern in einem Heim für Demenzkranke im Landkreis Rotenburg droht die Abschiebung. Die Heimleitung warnt: „Dann müssen wir schließen.“

In einem offenen Brief wendet sich die Heimleitung eines Heims für Demenzkranke in Wilstedt (Landkreis Rotenburg) an die Bundes- und Landespolitik. Darin schlagen die beiden Leiter Andrea und Tino Wohlmacher Alarm, weil dem Heim aus ihrer Sicht die Schließung droht. Grund ist eine angekündigte Abschiebung von insgesamt zehn Pflegehelfern, wie es in dem Brief heißt.

Das Schreiben ist unter anderem an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, Innenministerin Nancy Faeser, Gesundheitsminister Karl Lauterbach und Ministerpräsident Stephan Weil (alle SPD) adressiert. Die Unterzeichner, neben der Heimleitung auch die Belegschaft, fordern ein Aussetzen der Abschiebung für die zehn kolumbianischen Staatsbürger. Diese hatten Anträge auf Asyl gestellt, die allerdings abgelehnt wurden.

„Wir werden nicht ruhen, bis die Pflegekräfte eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung erhalten“, heißt es in dem Brief. Sollte es zur Abschiebung der zehn Pflegehelferinnen und -helfer nach Kolumbien kommen, würde das Heim laut eigenen Angaben ein Drittel seiner Pflegekräfte verlieren. Damit würde auch die Schließung des „Haus Wilstedt“ drohen.

Wie das Niedersächsische Innenministerium allerdings am Mittwochnachmittag verlauten ließ, ist die befürchtete Rückführung wohl zunächst kein Thema mehr. „Nach unseren Informationen sind für morgen keine Abschiebungen von kolumbianischen Staatsbürgern aus Niedersachsen geplant“, zitiert der NDR einen Sprecher.

Das bestätigte auch am Donnerstagmorgen das Pflegeheim auf Nachfrage von t-online. Alle zehn Pflegehelferinnen und -helfer seien nach wie vor im Land. Ihnen drohe aber weiterhin die Abschiebung.

Das Ganze hat auch Auswirkungen auf die Angehörigen von untergebrachten Pflegebedürftigen. Diese befürchten nämlich nun, dass die 48 demenzkranken Bewohnerinnen und Bewohner auf andere Einrichtungen verteilt werden, die weit entfernt liegen könnten.

Daher wird in dem Brief extra darauf hingewiesen, dass gravierende Änderungen im Leben eines Demenzkranken ein großes Problem sei. „Möglicherweise müssen sie in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen werden, um Verhaltensauffälligkeiten medikamentös zu regulieren.“ Die Bewohnerinnen und Bewohner wären allerdings dort völlig falsch aufgehoben.

Dass die Asylanträge abgelehnt wurden, ist für die Heimleitung nicht nachvollziehbar, da diese ausreichend begründet seien. So soll eine Pflegerin etwa vor Schutzgeldforderungen geflohen sein. Auch werden in dem Brief weitere Gründe angeführt, da die kolumbianischen Pflegehelferinnen und -helfer bereits gut integriert seien – in Vereinen und auch die Kinder besuchen inzwischen Schulen hier.

Wie es in einem Bericht des NDR heißt, betrage die Anerkennungsquote von Asylbewerbern aus Kolumbien gerade einmal bei 0,6 Prozent. Weiter verweist das Ministerium darauf, dass die Betroffenen nun nicht einfach ein anderes Visum beantragen könnten: „Wenn Sie einen Asylantrag stellen und dieser abgelehnt wird, haben Sie nicht die Möglichkeit, in die Fachkräftezuwanderung zu wechseln. Dieser Spurwechsel ist gesetzlich nicht möglich, er ist nicht erlaubt, er ist ausgeschlossen.“

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