Verdächtige Zahlen
Hat Tesla Kanada um 28 Millionen Euro betrogen?
11.03.2025 – 16:46 UhrLesedauer: 2 Min.
Vier Tesla-Autohäuser sollen in drei Tagen 8.200 Autos verkauft und 28 Millionen Euro Fördergeld eingestrichen haben. Das sorgt für Misstrauen.
Verdächtige Verkaufszahlen in einzelnen Tesla-Autohäusern haben dem E-Autobauer kurzfristige Millioneneinnahmen beschert. Doch die Zahlen haben auch Zweifel geweckt. So soll Tesla innerhalb von drei Tagen 8.653 Elektroautos in vier kanadischen Filialen verkauft haben. Dafür hat das Unternehmen von Milliardär Elon Musks umgerechnet etwa 28 Millionen Euro an staatlichen Subventionen erhalten.
Die Verkaufszahlen waren so hoch, dass die vier Tesla-Filialen im Durchschnitt jede Minute ein Fahrzeug abgesetzt haben müssen – auch während der Nachtstunden, als die Geschäfte geschlossen waren. Die plötzliche Verkaufswelle fiel genau mit dem Ende des kanadischen Elektroauto-Förderprogramms zusammen, berichtet das Portal „Carscoops“ unter Berufung auf die für Verkehr zuständige Behörde Transport Canada.
Demnach haben die ungewöhnlich hohen Verkaufszahlen Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Vorgangs aufkommen lassen – vor allem mit Blick auf die jüngste Zurückhaltung vieler Käufer, die mutmaßlich mit dem Auftreten von Tesla-Chef Elon Musk zu tun hat. Ein Behördenvertreter äußerte der Zeitung „The Star“ zufolge die Einschätzung, dass Tesla die gemeldeten Fahrzeuge an dem besagten Wochenende gar nicht wirklich verkauft habe.
Tesla sicherte sich mit den Anträgen für die angeblich verkauften Autos mehr als die Hälfte der verbliebenen Fördergelder. Insgesamt wurden etwa 47 Millionen Euro für das Programm bereitgestellt. Nachdem Tesla etwa 28 Millionen Euro davon beansprucht hatte, sollen viele andere Händler leer ausgegangen sein.
Nach Angaben des Verbands der kanadischen Autohändler CADA haben weitere 226 Händler zusammen Anträge für 2.295 Elektrofahrzeuge eingereicht. Die Fördermittel dafür seien aber bislang nicht ausgezahlt worden. Der finanzielle Schaden für die Händler beläuft sich demnach auf etwa 6,5 Millionen Euro.
Ein weiterer Kritikpunkt ist Teslas Vertriebsmodell: Im Gegensatz zu herkömmlichen Autohändlern betreibt das Unternehmen in Kanada eigene Filialen und kann dadurch den Verkaufs- und Antragsprozess selbst steuern. Dies könnte Tesla einen Vorteil verschafft haben, den unabhängige Händler nicht hatten.
CADA-Sprecher Huw Williams kritisierte, dass die anderen Händler „in gutem Glauben“ gehandelt hätten, indem sie Kunden die Rabatte gewährten, ohne zu wissen, dass die Fördermittel bereits aufgebraucht waren. Er äußerte Zweifel daran, wie Tesla es geschafft habe, diese hohe Zahl an Verkäufen durchzuführen, ohne dass es vorher auffiel.
Transport Canada betonte, dass es keine Vorschrift gebe, die es Tesla verbiete, Förderanträge gesammelt einzureichen. Dennoch bleibt unklar, wie genau die Verkäufe abgewickelt wurden und ob die Verkaufszahlen den tatsächlichen Fahrzeugauslieferungen entsprechen. Es wird erwartet, dass sich die Behörden in den kommenden Wochen weiter mit dem Vorgang befassen und mögliche Unregelmäßigkeiten untersuchen.