Hasskriminalität in Hamburg
Hass und Hetze: Queere Menschen werden immer öfters angefeindet
27.05.2025 – 12:20 UhrLesedauer: 2 Min.
Beleidigt und angegriffen aufgrund der sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität: In Hamburg sind Delikte von Hasskriminalität zuletzt drastisch angestiegen.
An Ostern wurde eine Frau am Jungfernstieg transfeindlich beleidigt und mit Dosen beworfen, im Mai pöbelte im Stadtpark eine Gruppe Jugendlicher einen 36-Jährigen homophob an und sprühten ihm unvermittelt Pfefferspray ins Gesicht: Immer wieder werden queere Menschen in Hamburg aufgrund ihres Geschlechts und ihrer sexuellen Orientierung gewalttätig angegriffen.
Nun beweisen neue Zahlen, dass queerfeindliche Hasskriminalität in der Hansestadt deutlich zugenommen hat: Wie eine Polizeisprecherin der dpa erklärte, gab es in Hamburg im Jahr 2024 insgesamt 1043 Delikte von Hasskriminalität – ein Anstieg von rund 88 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Als politisch motivierte Hasskriminalität werden Straftaten eingestuft, wenn Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass sie aufgrund von Vorurteilen verübt wurden.
In ganz Deutschland nehmen queerfeindliche Straftaten zu
Die registrierten Vorfälle sind unter anderen Beleidigungen, Sachbeschädigungen, Diebstähle und Körperverletzungen, so die Behörde. Insgesamt wurden in Hamburg 149 Straftaten verzeichnet, die im Bereich „sexuelle Orientierung“ und „geschlechtsbezogene Diversität“ gezählt worden sind.
Auch bundesweit nehmen queerfeindliche Straftaten zu – wie aus einem Lagebericht der Bundeskriminalamts (BKA) vom Dezember hervorgeht, wurden insgesamt 17.007 Fälle von Hasskriminalität in ganz Deutschland erfasst.
Gegen lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie queere Menschen richtete sich laut BKA jeder Zehnte dieser Fälle. Damit habe sich die Zahl der Straftaten im Bereich „Sexuelle Orientierung“ und „Geschlechtsbezogene Diversität“ seit 2010 nahezu verzehnfacht.
Carola Ensslen, die queerpolitische Sprecherin der Hamburger Linksfraktion, zeigt sich erschüttert über den enormen Anstieg – und sieht noch ein Problem, das von den aktuellen Zahlen gar nicht erfasst wird: „Verkannt wird die drastische Zunahme von Hass im Internet.“
Auch an Schulen verbreite sich laut Ensslen zunehmend Queerfeindlichkeit. Sie wirft dem Senat in Hamburg vor, zu wenig gegen steigende Hasskriminalität vorzugehen, der vor allem aus rechtsextremen Kreisen komme.
Auch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) beobachtet, dass rechtsextremistische Gruppierungen queere Menschen und ein diverses Weltbild zunehmend als Feindbild nutzen – um im Gegenzug das eigene rassistische und nationalistische Weltbild zu propagieren.
Rechtsextremisten sehen „Heterosexualität und die damit verbundene traditionelle Kernfamilie als alternativlos und biologisch „natürlich“ an“, schreibt das BfV in einem Bericht von 2024. So wurden im letzten Jahr in mehreren Städten in Deutschland Veranstaltungen zum Christopher Street Day (CSD) von Rechtsextremisten gestört oder dagegen protestiert.
„Queer“ ist ein Sammelbegriff, der sich auf Menschen bezieht, die nicht der heteronormativen Mehrheitsgesellschaft zugehörig sind – das bedeutet, dass sie sich nicht als heterosexuell oder cis-geschlechtlich identifizieren.