News folgen

Marie-Agnes Strack-Zimmermann nennt Ambitionen auf das Amt der FDP-Chefin „Spekulationen“. Bei „Hart aber fair“ kündigt sie eine Entscheidung in wenigen Tagen an.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann will sich öffentlich nicht klar als mögliche Nachfolgerin des gescheiterten FDP-Parteichefs Christian Lindner positionieren. Berichte zu angeblichen Ambitionen bezeichnete sie bei „Hart aber fair“ am Montagabend als Spekulationen. Als Louis Klamroth fragte, ob sie sich den Parteivorsitz nicht vorstellen könne, mauerte die Europaabgeordnete. „Darum geht es nicht“, sagte sie. „So simpel ist die Welt nicht.“ Dennoch drückte sie aufs Tempo.

  • Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Europaabgeordnete
  • Wolfgang Schmidt (SPD), Chef des Bundeskanzleramtes
  • Philipp Amthor (CDU), Bundestagsabgeordneter
  • Andreas Audretsch (Bündnis 90/Die Grünen), Wahlkampfleiter
  • Liane Bach, Bürgermeisterin in Dillstäd
  • Gilda Sahebi, Journalistin und Autorin

„Wir sind ein Team. Und wer in dem Team welche Aufgabe übernimmt in den nächsten vier Jahren, das wird sich jetzt herausstellen, vermutlich in dieser Woche. Und nur darum gehts“, kündigte Strack-Zimmermann bei „Hart aber fair“ an. Die FDP kommt am 9. Februar in Potsdam zu einem außerordentlichen Bundesparteitag zusammen.

„Sie sprechen schon so ein bisschen wie die zukünftige FDP-Vorsitzende“, versuchte Klamroth den Gast aus der Reserve zu locken. Strack-Zimmermann biss nicht an. Stattdessen versicherte sie: „Hier wird keiner alleine vorturnen.“ Das war möglicherweise ein Verweis auf ihren Präsidiumskollegen Wolfgang Kubicki, der überraschend doch seinen Hut in den Ring geworfen hatte. Ähnlich wie Kubicki betonte Strack-Zimmermann, der gescheiterte Wiedereinzug in den Bundestag müsse aufgearbeitet werden. Denn es lägen vier „knallharte“ Jahre vor den Liberalen. Die Europaabgeordnete sagte aber auch: „Bei uns brennt gar nichts.“

Dass derzeit alle Zeichen auf eine große Koalition aus Union und SPD hinausläuft, war am Tag nach der Wahl auch bei „Hart aber fair“ zu spüren. Nicht nur hatte Klamroth in der Sendung zur Frage „Wer wird Deutschland jetzt verändern?“ Philipp Amthor von der CDU und Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt nebeneinander platziert. Beide schienen auch bemüht, nach dem Wahlkampf zu signalisieren, dass man miteinander regieren könnte.

Es gebe die „begründete Hoffnung“, dass Friedrich Merz Kanzler wird – und Olaf Scholz solle das einsehen, sagte Amthor. „Begründete Hoffnung“, wiederholte Klamroth die rhetorisch auffällig niedrig gehängte Formulierung. „Jetzt ist die Zeit der Sprüche vorbei, jetzt geht es um eine Einigung“, sagte der Scholz-Vertraute Schmidt.

Diese Einigkeit bekam aber schnell Brüche, als es um die AfD ging. Schmidt nannte die gemeinsame Abstimmung der Union mit der AfD im Bundestag einen Tabubruch. „Sie haben die Linke starkgemacht und Sie haben die AfD stark gemacht“, warf er Amthor vor. Der Grünen-Fraktionsvize Andreas Audretsch stellte klar: Zu einer guten Kooperation im Parlament gehöre dazu, dass eine Zusammenarbeit mit der AfD für alle ausgeschlossen ist.

Das alles – und dass die vermutlich größte Oppositionspartei bei „Hart aber fair“ nicht vertreten war – dürfte bei Liane Bach auf wenig Verständnis gestoßen sein. Die parteilose Bürgermeisterin der kleinen thüringischen Gemeinde Dillstäd, wo jeder Zweite AfD gewählt hat, forderte von Union und SPD, die Brandmauer aufzugeben: „Denn wenn man etwas ignoriert, wird es nur noch schlimmer.“

Die AfD sei demokratisch gewählt worden und solle in Entscheidungen miteinbezogen werden, forderte die Kommunalpolitikerin bei „Hart aber fair“. Stattdessen werde auf die Partei „eingehauen“ und ihre Wähler diffamiert. Klamroth warf ein: Aber habe Bach nicht selbst gesagt, dass die AfD teils rechtsextrem ist? „Das kann bei uns keiner mehr hören. Das mag wohl sein, dass es einige sind. Aber der Großteil bei uns in der Region nicht“, erwiderte die Bürgermeisterin, die seit über 30 Jahren im Amt ist.

Die Journalistin Gilda Sahebi warf insbesondere der Union vor, mit dem Schwerpunkt auf der Migration die Sichtweise der AfD gestützt zu haben – dass nämlich das „Migrationsproblem“ eine ausschlaggebende Ursache für Missstände im Land sind. Spreche man aber mit AfD-Wählern, seien oft soziale Probleme wie hohe Mieten oder hohe Lebensmittelpreise der eigentliche Grund für die Unzufriedenheit, sagte Sahebi. Mit Blick auf die USA, wo viele Migranten Donald Trump gewählt hatten, warnte sie: Extreme Ungleichheit in einer Gesellschaft könne auf Dauer nicht gut gehen.

Kanzleramtschef Schmidt warnte Merz davor, bei der Migrationspolitik das „Ding voll gegen die Wand“ zu fahren. Der Sozialdemokrat forderte vom Wahlsieger Kompromissbereitschaft. „Ich hoffe sehr, dass das Wahlkampfgetöse war“, erwiderte er auf Klamroths Hinweis, dass Merz angekündigt hatte, bei seinem harten Migrationskurs in einer Koalition keine Abstriche machen zu wollen.

Aktie.
Die mobile Version verlassen