Hape Kerkeling stellt auf der lit.Cologne sein neues Buch „Gebt mir etwas Zeit“ vor. Es geht um Herkunft, Vorfahren und die Anfänge seiner Fernsehkarriere. Und wird sehr persönlich.

Hape Kerkeling ist der Austausch wichtiger als das Vorlesen. Mit diesen Worten eröffnete der Entertainer, der wieder in Köln lebt, am Samstagabend die erste Lesung aus seinem neuen Buch „Gebt mir etwas Zeit“ im Kölner Tanzbrunnen. Kerkeling lud die zahlreichen Zuschauer schon vor der ersten Lesepassage dazu ein, Fragen zu stellen. „Alles, was sie gerne wissen wollen.“ Im Buch selbst blickt Kerkeling in die Geschichte seiner Vorfahren und führt in die Anfänge seiner Fernsehkarriere, bis in die Frühzeit seiner Familiengeschichte.

Das klingt am Abend sehr humorvoll und geht in den vorgelesenen Passagen inhaltlich tiefer, als man es zu Anfang denkt. In einem der ersten Kapitel berichtet er über einen Schüleraustausch ins englische Polegate als 14-Jähriger. Doch die Gastmutter erscheint anfangs nicht zum vereinbarten Treffpunkt. Sehr zum Leidwesen des pubertierenden Hans-Peter: „Inzwischen komme ich mir vor wie ein dickes Kind, das man an der Raststätte vergessen hat“, beschreibt Kerkeling seine damalige Gefühlswelt.

Hape Kerkelings England-Austausch als 14-Jähriger: Von Vorurteilen zu Freundschaft

Mit Austauschmutter „Ann“, die dann doch auftaucht, aber anfangs etwas gegen „Germans“ hat, freundet sich der junge Hape Kerkeling über die Dauer des Austauschs schließlich doch an. Auch weil der junge Hans-Peter ihr erzählt, dass sein Großvater im KZ als politischer Häftling getötet wurde und er eben nicht einer von „diesen Germans“ sei. Die Herkunft als verbindendes Element. Das ist nicht nur in diesem vorgelesenen Abschnitt, sondern im ganzen Buch ein Hauptmotiv.

Hape Kerkeling sprach am Abend lieber mit dem Publikum, als dass er einfach nur vorlas. (Quelle: IMAGO/Horst Galuschka /imago)

Herkunft und Vorfahren: Darum geht es am Abend. Kerkeling erzählt von der Bühne aus, dass er auch immer gespürt habe, dass er Wurzeln in Amsterdam hat – bei der Menge an Kaffee, den er trinken würde. Außerdem habe er herausgefunden, ein Urenkel des englischen Königs Edward VII. zu sein – aber er rangiere in der englischen Thronfolge nur auf Platz 111.

Aber was kann man über die Herkunft von Ahnen heute noch lernen? Darauf angesprochen sagt Kerkeling einen dieser Sätze, die man sich am liebsten ausdrucken und an die Wand hängen möchte: „Wenn man die Silhouetten der Ahnen erkennt, wirft das ein Licht nach vorne.“

Am Abend berichtete Kerkeling auch über den Verlust seines Freundes „Dunkin“ in Amsterdam 1987, der an Aids starb. Auch das ist eine Passage in seinem Buch. „Damals gab es keine medizinische Hilfe für ihn“, so Kerkeling. Es falle ihm nicht leicht, darüber zu reden, aber wenn man sich in einem Buch öffnet, müsse man es eben komplett tun, so der Entertainer am Abend und erhält Zwischenapplaus.

Auch über seine frühe Karriere beim WDR spricht Kerkeling. Etwa über die Zeit, als er im Jahr 1985 die Musiksendung „Känguru“ in Köln moderierte. Und darüber, wie es Diskussionen beim WDR über seine sexuelle Orientierung gegeben habe. Hinter den Kulissen sei ihm sogar geraten worden, eine Scheinbeziehung einzugehen.

Ganz nebenbei verkündet Kerkeling am Abend noch, dass er momentan an einem neuen Horst Schlemmer Film arbeite – Jubel brandet auf. Angesprochen darauf, wie er die derzeitige deutsche Fernsehunterhaltung findet, fragt Kerkeling augenzwinkernd nach: „Laufen überhaupt neue Unterhaltungsshows?“ und sortiert dann ein: Heute wären die Shows länger, billiger und „mit heißer Nadel gestrickt.“ Da könne er verstehen, dass nicht alles gefällt.

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