Der Bau des neuen Stadions von Altona 93 am Diebsteich verzögert sich seit Jahren. Im Margaretha-Rothe-Gymnasium in Barmbek sorgte ein Wasserschaden für Probleme bei der Hallennutzung. In Hamburg-Mitte, vor allem in Rothenburgsort und Billstedt, gibt es schlicht zu wenig Sporthallen. In Harburg sind die Hallen schlicht überaltert. Auch Wandsbek und Altona klagen über zu wenig Hallenkapazität. Ob Olympia ausgerechnet in diesen Stadtteilen den Bau von mehr Sporthallen befördert, ist fraglich.
Das dritte Argument, das von Olympia-Fans ins Feld geführt wird, ist der Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Aktuell ist es schwer, in den Westen zu kommen, wenn der HSV spielt oder es eine Veranstaltung in der Barclays-Arena gibt. Denn beide Stätten sind nur bedingt an den ÖPNV angeschlossen. Das soll künftig durch den Bau der U5 anders werden. Durch Olympia könnten Lurup und der Osdorfer Born bis 2040 – und somit rund zehn Jahre früher als ursprünglich geplant – ans Schnellbahnnetz angebunden werden. Das Olympische Dorf, das unweit der Science City Bahrenfeld entstehen soll, könnte mit einer neuen S6 erreichbar sein.
Klar ist: Das alles kostet sehr viel Geld. Das ist auch das stärkste Argument der Olympia-Gegner. Statt punktgenau da zu investieren, wo es in Hamburg mangelt, wird Geld in ein Großereignis gepumpt. Das IReF (Integrated Reporting Framework), eine Unterorganisation der Europäischen Zentralbank, sieht die Olympischen Spiele als Wirtschaftsboost eher skeptisch. „Die Geschichte zeigt jedoch, dass die Ausrichtung der Spiele diese Erwartungen selten erfüllt und die Gastgeberstädte häufig mit Schulden, ungenutzten Sportstätten und wirtschaftlich angeschlagenen Städten zurücklässt“, urteilen die Experten.
Sämtliche Ausrichter der Olympischen Spiele hätten demnach ihr Budget deutlich überschritten, durchschnittlich um 172 Prozent. „So verursachten die Spiele in London 2012 Kosten von 14,6 Milliarden US-Dollar, während die Einnahmen lediglich 5,2 Milliarden US-Dollar betrugen.“ Auch in Tokyio standen Einnahmen von 5,8 Milliarden US-Dollar Kosten von 13 Milliarden US-Dollar gegenüber. Je nach Schätzung würden die Spiele in Hamburg zwischen11 und 12 Milliarden Euro kosten, wovon mindestens 7,4 Milliarden Euro aus öffentlichen Mitteln stammen würden.
Hamburg wirbt dafür, mit wenig Neubauten auskommen zu können. Doch stimmt das auch? Schon jetzt zeigt sich, dass viele Sportstätten zu klein sind oder nicht den Anforderungen entsprechen. Tennis-Areal am Rothenbaum? Zu klein? Das Heiligengeistfeld für junge Sportarten? Zu klein? Das Sendezentrum in Billbrook? Die Fläche könnte dort für einen Neubau schon zu klein sein. Das Velodrom in der Hagenbeckstraße? Müsste auch neu gebaut werden. Das Volksparkstadion? Soll nach Plänen der Stadt einer moderneren Arena weichen.
Die Experten glauben nicht, dass Städte Olympische Spiele nachhaltig planen und finanzieren können. Die Stadt Montreal musste bis 2006 ihre Olympia-Schulden abstottern, die sie für die Spiele 1976 aufgenommen hatten. Die Stadt ging fast bankrott. Das Urteil der IReF-Ökonomen ist deutlich: „Olympischen Spiele [sind] für die meisten Städte ein unerschwinglicher Luxus.“
