Attentäter Al-Abdulmohsen
Vom Flüchtlingshelfer zum Deutschlandhasser
Von t-online, dpa, reuters
23.12.2024 – 10:41 UhrLesedauer: 4 Min.
Der Weihnachtsmarkt-Attentäter von Magdeburg, Taleb Al-Abdulmohsen, war kein Unbekannter. FDP-Politiker Kuhle sieht Probleme in der Arbeit der Behörden.
Hätte der Attentäter von Magdeburg aufgehalten werden können? Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am vergangenen Freitag mehren sich die Berichte, dass der Täter Taleb Al-Abdulmohsen schon früher in Erscheinung trat – womöglich jedoch durchs Raster der Sicherheitsbehörden fiel.
t-online dokumentiert die Chronologie der Auffälligkeiten:
Die Chronologie zeigt: Al-Abdulmohsen war alles andere als unbekannt. Nur ist er möglicherweise nicht unter die übliche Systematisierung der Sicherheitsbehörden gefallen, wie auch der Terrorismusexperte Peter Neumann im ZDF feststellte: „Er war eben kein typischer Islamist. Er war ein Saudi, der sich gegen den Islam gewendet hat.“
Das passe für Behörden nicht so richtig in die gängigen Schemas. Zudem erlebe man heute eine Flut von Informationen von Tausenden von Leuten, die im Internet ähnliche Botschaften sendeten. „Und es ist ganz, ganz schwierig zu unterscheiden: Wer meint es ernst, und wer ist nur auf dem Internet und macht Sprüche?“
Video | Hier wird Taleb A. zum Haftrichter abgeführt
Extremismusexperte Ahmad Mansour forderte im Interview mit t-online bereits „eine Antwort, wie man mit Hass und mit Radikalisierung umgehen will, der auf sozialen Medien wächst und in Gewalt im echten Leben mündet“.
Und weiter: „Wir müssen verstehen, dass extrem viel in sozialen Medien passiert. Dort verbringen Menschen Stunden, nicht nur um zu kommunizieren, sondern auch um sich zu informieren.“ Insbesondere X und TikTok seien für deutsche Behörden „oftmals eine Blackbox“. Lesen Sie hier das ganze Interview.
Auch der FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle hält Änderungen bei den deutschen Sicherheitsbehörden für notwendig. Kuhle sprach am Montagmorgen im Deutschlandfunk von einer „sehr starken Versäulung“ in den Behörden. Die Raster dort passten auf Täter, die bestimmte islamistische, rechtsextreme oder linksextreme Motive haben.
Es gebe in den Behörden aber eine „Ohnmacht“, wie mit Menschen umgegangen werden soll, die über Jahre in wirrer Art und Weise auch Gewaltdrohungen äußerten und etwa unter Verfolgungswahn litten und psychische Probleme haben. Deren Zahl sei „durchaus groß“. Wenn es dann noch so viele unterschiedliche Zuständigkeiten bei den Behörden gebe, fielen solche Täter durchs Netz.
Kuhle gehört auch dem Parlamentarischen Kontrollgremium an, das über die Geheimdienste wacht. Parlamentarisch müsse aufgearbeitet werden, welche Behördenkontakte der Täter von Magdeburg hatte. „Hier muss schonungslos aufgearbeitet werden, ob Fehler gemacht worden sind“, und wie man die Strukturen von Sicherheitsbehörden verbessern könne, sagte Kuhle.