Bundestag
Gut jeder zehnte Abgeordnete hat Migrationshintergrund
Aktualisiert am 27.02.2025 – 10:23 UhrLesedauer: 2 Min.
In der Bevölkerung wächst der Anteil von Menschen, die Zuwanderer oder Nachkommen von Zuwanderern sind. Im Bundestag bildet sich diese Veränderung nicht 1:1 ab.
Der Anteil der Bundestagsabgeordneten mit Migrationshintergrund liegt im neuen Bundestag in etwa auf dem Niveau von 2021. Nach einer Recherche des Mediendienstes Integration haben rund 11,6 Prozent der frisch gewählten Abgeordneten einen Migrationshintergrund im Sinne der Untersuchung. Im 2021 gewählten Bundestag waren es 11,3 Prozent. Gemeint sind sowohl Menschen, die bei der Geburt nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hatten, als auch jene mit mindestens einem Elternteil, auf den das zutrifft.
Den höchsten Anteil von Abgeordneten mit Migrationshintergrund hat demnach aktuell die Grünen-Fraktion mit 20 Prozent, gefolgt von der Linken (18,8 Prozent) und der SPD (17,5 Prozent). Bei CDU und CSU ist der Anteil mit 6,3 Prozent deutlich geringer, liegt aber etwas über dem Wert der Fraktion von 2021. Damals hatten lediglich 4,1 Prozent der Unionsabgeordneten einen Migrationshintergrund. Der geringste Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund findet sich diesmal in der AfD-Fraktion. Hier liegt er den Recherchen zufolge bei 5,9 Prozent, nach 7,2 Prozent im alten Bundestag.
Die Grünen-Abgeordnete Misbah Khan sagte, sie sei enttäuscht, dass der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund im Bundestag nach wie vor weit unter ihrem Anteil an der Bevölkerung liege. 2023 hatten laut Mikrozensus etwa 29,7 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund; knapp die Hälfte waren deutsche Staatsbürger.
„Ich halte nichts von einer Migrantenquote, aber mehr Durchlässigkeit und eine andere Ansprache wären gut“, sagt die Bundestagsabgeordnete aus Rheinland-Pfalz. In der Grünen-Fraktion des Bundestags von 2021 lag der Anteil mit 13,6 Prozent damals über dem Durchschnittswert. „Bei den Grünen habe ich nie das Gefühl gehabt, dass es ein Problem ist, einen Migrationshintergrund zu haben“, sagt Khan, die Muslimin pakistanischer Herkunft ist. Bei Muslimen in der CDU habe sie dagegen den Eindruck, „das ist ein ganz anderer Kampf“.
Für große Verunsicherung unter Menschen mit Einwanderungsgeschichte habe zuletzt der Vorschlag aus der Union gesorgt, Eingewanderten mit doppelter Staatsangehörigkeit, die straffällig werden, den deutschen Pass wegzunehmen, sagt Khan. Der Doppelpass sei für einige Eingebürgerte auch keine freiwillige Entscheidung, da einige Staaten ihre Bürger nicht aus der Staatsbürgerschaft entließen.
Wie der Mediendienst Integration mitteilte, sind von den 73 Abgeordneten des neuen Bundestags, die einen Migrationshintergrund haben, 53 über die Listenplätze ihrer Parteien ins Parlament eingezogen. 20 Abgeordnete gewannen ein Mandat als Direktkandidaten.
Mehr als ein Drittel der 73 Abgeordneten mit ausländischen Wurzeln haben den Angaben zufolge einen Bezug zu Ländern der Europäischen Union, 18 Abgeordnete zur Türkei. Acht Abgeordnete haben einen Bezug zu den Staaten der früheren Sowjetunion, darunter auch Menschen aus Spätaussiedler-Familien. Spätaussiedler sind Nachkommen von Deutschen aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion und anderer osteuropäischer Staaten.