Klimawandel beschleunigt Eisverlust drastisch
Gletscherspalten in Grönland wachsen – Anstieg des Meeresspiegels droht
03.02.2025 – 18:19 UhrLesedauer: 2 Min.
Neue Daten zeigen: Der grönländische Eisschild bricht immer schneller auf. Der Klimawandel verstärkt die Gletscherspaltenbildung und könnte den Eisverlust drastisch beschleunigen.
Die Gletscherspalten im grönländischen Eisschild vergrößern sich immer schneller. Zu diesem alarmierenden Ergebnis ist eine Studie einer internationalen Forschungsgruppe gekommen, veröffentlicht wurde sie im Fachblatt „Nature Geoscience“. Demnach haben sich die Brüche in der Eisdecke innerhalb von nur fünf Jahren deutlich ausgeweitet. Die Wissenschaftler warnen, dass dieser Prozess den Eisverlust beschleunigen könnte, was gravierende Folgen für den globalen Anstieg des Meeresspiegels hätte.
Das Team um Tom Chudley von der britischen Universität Durham analysierte mehr als 8.000 dreidimensionale Oberflächenkarten des Eisschilds, erstellt aus hochauflösenden Satellitenbildern. Die Daten zeigen, dass die Gletscherspalten zwischen 2016 und 2021 an den schnell fließenden Rändern des Eisschilds größer und tiefer geworden sind. „In einer sich erwärmenden Welt würden wir erwarten, dass sich mehr Gletscherspalten bilden“, erklärt Hauptautor Chudley. „Das liegt daran, dass die Gletscher als Reaktion auf die Erwärmung der Ozeane schneller werden und das Schmelzwasser, das die Gletscherspalten füllt, die Risse tiefer in das Eis drückt.“
Gletscherspalten entstehen durch Spannungen im Eis: Das Eis fließt mit unterschiedlicher Geschwindigkeit – an der Oberfläche und in der Mitte oft schneller als an den Rändern oder in tieferen Schichten. Diese unterschiedliche Bewegung verursacht Spannungen, die das Eis aufbrechen lassen. Durch den Klimawandel verschieben sich diese Dynamiken: Höhere Temperaturen lassen das Eis schneller fließen und führen dazu, dass sich die Risse ausweiten und tiefer ins Eis vordringen.
Besonders betroffen sind laut Studie die Ränder des Eisschilds, wo große Gletscher auf das Meer treffen. Hier hat die Fließgeschwindigkeit der Gletscher zugenommen, was zu einer erheblichen Zunahme des Volumens der Gletscherspalten führte – in einigen Sektoren um bis zu 25 Prozent zwischen 2016 und 2021. Allerdings wurde dieser Zuwachs teilweise durch einen Rückgang am Sermeq Kujalleq („Südlicher Gletscher“) ausgeglichen, dessen Bewegung sich während des Untersuchungszeitraums vorübergehend verlangsamt hatte.
„Die Studie erlaubt jetzt zum ersten Mal, eine signifikante Zunahme der Größe und Tiefe von Gletscherspalten an schnell fließenden Gletschern an den Rändern des grönländischen Eisschilds zu erkennen“, so Chudley weiter. „Anhand dieses Datensatzes können wir sehen, dass sich die Gletscherspaltenfelder nicht nur in das Inlandeis hinein ausdehnen wie früher beobachtet wurde, sondern dass die bestehenden Felder größer und tiefer werden.“
Mitautor Ian Howat vom Byrd Polar & Climate Research Center an der Ohio State University ergänzt: „Wenn Gletscherspalten wachsen, nähren sie Mechanismen, die dafür sorgen, dass sich die Gletscher schneller bewegen. Wasser und Wärme dringen ins Innere des Eisschilds vor und beschleunigen das Kalben von Eisbergen.“ Diese Prozesse könnten wiederum den Eisfluss verstärken und zur Bildung von mehr und tieferen Spalten führen – ein Dominoeffekt für beschleunigten Eisverlust.
Grönland hat seit 1992 bereits zu einem Anstieg des Meeresspiegels um etwa 14 Millimeter beigetragen. Setzt sich dieser Trend fort, könnte das Schmelzwasser des Eisschilds bis zum Jahr 2100 den globalen Meeresspiegel um bis zu 30 Zentimeter anheben. Würde das gesamte grönländische Eis schmelzen, könnte der Meeresspiegel sogar um sieben Meter steigen.