Inversionswetterlage zu Silvester

Meteorologen warnen vor Giftwolke über Deutschland


28.12.2024 – 15:01 UhrLesedauer: 2 Min.

Inversionswetterlage (Archivbild): Die Luft ist in Bodennähe wie unter einer Glocke gefangen. (Quelle: imageBROKER/Markus Keller/imago-images-bilder)

Wie eine Glocke hält warme Luft derzeit die Schadstoffe am Boden fest und lässt sie nicht abziehen. Auf ohnehin schon geschwächte Menschen kommen schwere Tage zu.

Der Diplom-Meteorologe Dominik Jung vom Wetterportal „wetter.net“ warnt vor einer „unsichtbaren, aber giftigen Wolke“ über Deutschland. Hoch „Günther“ mache das Leben für viele Menschen zur Belastungsprobe, zitierte die „Frankfurter Rundschau“ den Experten.

In den unteren Luftschichten würden sich Feinstaub, Abgase und andere Schadstoffe sammeln. Ohne Wind oder Regen blieben diese gefährlichen Partikel direkt dort, wo die Menschen atmen.

Auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) bestätigte: Die derzeitige Wetterlage bedeute, dass Schadstoffe in der Luft nicht abziehen können. Die Rede ist von einer sogenannten Inversionswetterlage, also einer umgekehrten Wetterlage. Dabei sind anders als gewöhnlich die oberen Luftschichten wärmer als die unteren.

Laut dem DWD-Meteorologen Christian Herold ist es momentan in den Mittelgebirgen ungewöhnlich warm, es werden dort bis zu elf Grad gemessen. In den Tälern und Flussniederungen ist es dagegen kalt, teils mit Minusgraden. Die Folge: Die Luftschichtung über Deutschland ist relativ stabil, der sonst übliche vertikale Luftaustausch unterbleibt. Der Feinstaub sitzt somit in der unteren Schicht wie unter einer Glocke fest.

Am Samstagmorgen wurden in zahlreichen Orten in der Südhälfte Deutschlands erhöhte Schadstoffwerte festgestellt. Daten des Umweltbundesamtes zufolge muss die Atemluft derzeit in mehreren Städten als „schlecht“ bezeichnet werden, weil die von Fahrzeugen, Heizkraftwerken und Kaminöfen ausgestoßenen Abgase am Boden bleiben.

Im bayerischen Kempten wurden beim besonders feinen Staub (Partikelgröße bis zu 2,5 Mikrometer) beispielsweise 35 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen. Auch in Teilen von München, Würzburg, Bamberg, Passau sowie im baden-württembergischen Tübingen, Kehl und Neuenburg sowie in Worms und Dresden lagen die Werte über dem Grenzwert von 25 Mikrogramm.

Das Umweltbundesamt warnt: „Bei empfindlichen Menschen können nachteilige gesundheitliche Wirkungen auftreten.“ Betroffene sollten körperlich anstrengende Tätigkeiten im Freien vermeiden.

Laut DWD könnte die Inversionswetterlage noch bis Silvester anhalten – was die Belastung durch schlechte Luft aufgrund des Feuerwerks zusätzlich erhöhen würde. Dem Umweltbundesamt zufolge werden Tonnen von Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt – in nur einer Nacht etwa ein Prozent der gesamten in einem Jahr freigesetzten Feinstaubmenge in Deutschland. Die Belastung durch schlechte Luft sei in der Silvesternacht vielerorts so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht.

Das Einatmen von Feinstaub gefährdet die Gesundheit. „Die Wirkungen reichen von vorübergehenden Beeinträchtigungen der Atemwege über einen erhöhten Medikamentenbedarf bei Asthmatikern bis zu Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen“, schreibt das Umweltbundesamt.

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