In Landkreis Celle

Gewaltausbrüche: Verband setzt Jugendfußball-Liga aus


04.10.2024 – 04:15 UhrLesedauer: 3 Min.

Gewalt – auch gegen Schiedsrichter – kommt im Jugendfußball häufig vor (Symbolbild). (Quelle: Oliver Mengedoht/imago)

Drei Gewaltvorfälle haben im Landkreis Celle dazu geführt, dass die Jugendfußballligen ausgesetzt sind. Doch das Problem ist damit nicht gelöst.

Im Landkreis Celle haben Gewalttätigkeiten bei Fußballspielen jetzt zu einer drastischen Maßnahme geführt. Der Jugendspielbetrieb soll für mehrere Wochen eingestellt werden, teilte der Jugendausschuss des Niedersächsischen Fußballverbands im Kreis mit. Betroffen sind die Ligen U10 bis U19. Die jugendlichen Kicker dürfen erst von 20. Oktober an wieder gegeneinander antreten, berichtet der NDR. Insgesamt fallen 33 Spiele aus.

Die Gewaltbereitschaft hat binnen kürzester Zeit zu drei Vorfällen geführt, sagte der Vorsitzende des Jugendausschusses, Philipp Ziemen, laut NDR. Zuletzt hatte es bei einer U10-Mannschaft einen Spielabbruch gegeben, bei einem U-16-Spiel kam es zu Handgreiflichkeiten und bei einem A-Jugendspiel gar zu einer Schlägerei mit fünf Verletzten.

In Eschede waren am vergangenen Wochenende mehrere Menschen bei einem Spiel aufeinander losgegangen. Der Streit war unter Spielern der JSG Westkreis und der JSG Lachtetal entstanden. Dann sei die Auseinandersetzung eskaliert. Laut NDR habe es Fausthiebe und Schläge gegeben, auch jugendliche Zuschauer hätten sich an der Schlägerei beteiligt. Schließlich wurde die Polizei gerufen, die Partie beim Stand 2:11 abgebrochen. Unklar ist, was der Auslöser für die Handgreiflichkeiten gewesen war.

Der Kreisverband des NFV möchte sich mit der Auszeit Zeit nehmen, um sich gemeinsam Gedanken über einen Spielbetrieb ohne Gewalt zu machen, sagte Ziemen. So sollten die Vereine sich Zeit nehmen, um intern Dialoge zu führen. „Wir als NFV Kreis Celle können diese Situationen nicht unbemerkt über den Kreis Celle ergehen lassen“, so der Sprecher nach Angaben der „Bild“. Die Vereine dürfen auch keine Pokal- und Freundschaftsspiele austragen. Die ausgefallenen Partien sollen nach den Herbstferien nachgeholt werden.

Im vergangenen Jahr war bei einem internationalen Nachwuchs-Fußballturnier in Frankfurt ein 15-Jähriger aus Berlin ums Leben gekommen. Er hatte eine schwere Kopfverletzung bei einer Prügelei erlitten. Die Kriminologin Thaya Vestervon der Universität Tübingen sah damals schon eine gefährliche Entwicklung. Sie habe in den vergangenen Jahren den Trend beobachtet, dass es in den Jugendspielklassen häufiger zu Gewalt komme, sagte sie der DW: „Früher war das hauptsächlich ein Problem im Herrenbereich und der A- und B-Jugend. Inzwischen sind auch die C- und D-Jugend betroffen. Auch bei den ganz Kleinen gibt es bereits Konflikte – dort sind aber insbesondere die Eltern und die Trainer das Problem.“

Auch im Amateurbereich sind bei bestimmten Spielen Ordner vorgeschrieben. Zudem kann jeder Verein sein Hausrecht durchsetzen und ein Schiedsrichter kann anordnen, dass Zuschauer die Anlage verlassen müssen, erklärt Andreas Kotira, Schiedsrichter-Obmann in Kempen-Krefeld der DW. Er sieht die Verantwortung aber auch bei den Vereinen, die ihre Spieler und Trainer in Sozialkompetenz besser schulen sollten, um Gewalt – auch gegen Schiedsrichter – zu verhindern.

Seit der Saison 2014/2015 lässt der DFB auf Grundlage der Spielberichte der Schiedsrichter jährlich ermitteln, wie es mit Blick auf Gewalt und Diskriminierung um die Lage des Amateurfußballs in Deutschland bestellt ist. Im 10. Bericht, der im August vorgelegt wurde, war bundesweit ein Rückgang zu sehen.

„Die Richtung stimmt und es scheint so, als habe sich die Lage ein wenig entspannt, aber wir dürfen in unserem Wirken nicht nachlassen“, sagt der 1. DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. In der vergangenen Saison wurden vier Prozent mehr Spiele als noch in der Saison zuvor ausgetragen, während gleichzeitig die Anzahl der Spielabbrüche um 5,5 Prozent zurückging. Die addierte Anzahl von Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen ist sogar um 6,3 Prozent rückläufig.

Der DFB hatte 2009 das Präventionskonzept „Fair ist mehr“ ins Leben gerufen, in dem die bestehenden Angebote und Maßnahmen zur Gewaltprävention und Intervention in akuten Gewaltvorfällen in den fünf Regional- und 21 Landesverbänden gebündelt werden. Es sollen aber auch vorbildliches „Fair Play“ gemeldet werden.

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