Verlorener Bitcoin-Schatz

Ein Mann, eine Festplatte und die walisische Müllhalde


17.01.2025 – 14:08 UhrLesedauer: 3 Min.

James Howells: Der Unglücksrabe versuchte, den Stadtrat von Newport zu verklagen, um Zugang zur Mülldeponie zu erhalten oder eine Entschädigung von 495 Millionen Pfund zu bekommen. (Quelle: BBC)

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Ein IT-Experte aus Wales hat einen schweren Fehler gemacht, der ihn nun Hunderte Millionen Euro kosten könnte. Weil seine Bitcoin-Festplatte im Müll landete, kämpft er verzweifelt gegen die Behörden.

Wie kommt es, dass ein Mann, der versehentlich den Schlüssel zu einem Bitcoin-Vermögen in Millionenhöhe weggeworfen hat, nicht einmal nach seinem Schatz suchen darf? Diese Frage beschäftigt laut einem Bericht der BBC Wales News seit Jahren nicht nur den Waliser James Howells, sondern auch die Gemeinde Newport und inzwischen sogar die Gerichte.

Die Geschichte beginnt im Jahr 2009, als James Howells, ein IT-Experte aus Wales, sich für eine damals neue digitale Währung begeistert: Bitcoin. Zu dieser Zeit konnte man die Kryptowährung noch mit einfacher Computerhardware „minen“, also erzeugen. Howells gelang es, 7.500 Bitcoins zu generieren, die er auf einer Festplatte speicherte. Damals hatte diese Menge einen vergleichsweise geringen Wert, weshalb er das Ganze bald vergaß.

Vier Jahre später, 2013, geschah das Unglück: Bei einem Umzug landete die kleine, unscheinbare Festplatte versehentlich im Haushaltsmüll. Erst Jahre später, als der Bitcoin-Kurs explodierte, realisierte Howells das Ausmaß seines Fehlers. Seine Bitcoins waren mittlerweile rund 598 Millionen Pfund (etwa 708 Mio. Euro) wert – und sie lagen irgendwo tief vergraben auf der Müllhalde von Newport.

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Seit diesem verhängnisvollen Tag hat Howells alles versucht, um seine Festplatte zurückzubekommen. Immer wieder wandte er sich an die Stadtverwaltung von Newport und bat um Erlaubnis, die Deponie systematisch durchsuchen zu dürfen. Howells zeigte sich bereit, das Projekt aus eigener Tasche zu finanzieren und Investoren mit ins Boot zu holen. Er versprach der Gemeinde sogar einen großzügigen Anteil des Bitcoin-Vermögens – erst zehn Prozent, später sogar die Hälfte.

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Doch die Antwort war stets dieselbe: Nein. Die Stadt begründete ihre Ablehnung mit hohen Kosten, möglichen Umweltrisiken und rechtlichen Beschränkungen. Der Zugang zur Mülldeponie sei Privatpersonen untersagt, und die Ausgrabung könnte giftige Stoffe freisetzen, die sowohl die Umwelt als auch die Gesundheit der Anwohner gefährden würden.

Nachdem seine Verhandlungen mit der Stadtverwaltung gescheitert waren, entschied sich Howells, vor Gericht zu ziehen. Er wollte erreichen, dass ihm die Durchsuchung der Müllhalde erlaubt wird. Doch Ende 2024 erlitt er eine weitere Niederlage: Der High Court in Cardiff lehnte seine Klage ab.

Richter Keyser begründete das Urteil damit, dass die Festplatte rechtlich gesehen Eigentum der Gemeinde geworden sei, als sie auf die Mülldeponie gelangte. Zudem gebe es „keine realistischen Erfolgsaussichten“, die Festplatte zu finden und unbeschädigt zu bergen.

Howells zeigte sich nach dem Urteil tief enttäuscht. „Das Gericht hat mir alles genommen und mich mit nichts zurückgelassen. Es ist das große britische Unrechtssystem, das wieder zuschlägt,“ sagte er im Interview mit der BBC. Er fühle sich missverstanden und unfair behandelt, denn ihm sei nicht einmal die Chance gegeben worden, seinen Fall vollständig darzulegen.

Die aus Howells damaligem Laptop ausgebaute Festplatte liegt inzwischen seit mehr als zehn Jahren auf der Mülldeponie. Experten sind skeptisch, ob sie unter den extremen Bedingungen – Schmutz, Feuchtigkeit und Druck – überhaupt noch lesbar wäre. Howells selbst gibt sich optimistisch: Mithilfe modernster Technik und Spezialisten sei es durchaus möglich, die Daten zu retten. Doch selbst wenn die Festplatte unversehrt geborgen werden könnte, bleibt die Frage, ob Howells jemals wieder Zugriff auf sein digitales Vermögen erhält.

Howells bleibt nichts anderes übrig, als das Urteil zu akzeptieren. Er hat nicht nur Millionen – oder mit Blick auf den steigenden Kurs von Bitcoin vielleicht sogar Milliarden – verloren, sondern auch viele Jahre seines Lebens mit der Hoffnung verbracht, diesen Verlust rückgängig zu machen. Howells‘ Fall zeigt, wie wichtig es ist, Backups zu erstellen und sorgsam mit digitalen Daten umzugehen. Denn anders als bei physischen Schätzen gibt es für verlorene Bitcoins keinen Ersatzschlüssel.

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