Die Entstehung von Alzheimer ist immer noch ein Rätsel. Forscher konnten nun erstmals sehen, was im Gehirn einer Person in den frühesten Phasen dieser Krankheit geschieht.
Alzheimer – eine Diagnose, die weltweit Millionen von Menschen betrifft und die Patienten und ihre Angehörigen oft schwer belastet. Die Krankheit entwickelt sich schleichend, erste Symptome können viele Jahre, oft Jahrzehnte vor der eigentlichen Erkrankung auftreten. Doch was passiert im Gehirn eines Menschen, der nach und nach sein Gedächtnis verliert? Eine neue Studie aus den USA ist der Antwort auf diese Frage einen Schritt näher gekommen.
Ein Forscherteam aus Seattle hat 84 Gehirne von Verstorbenen untersucht. Sie wollten herausfinden, ob bei den Alzheimer-Patienten bereits Hirnveränderungen auftraten, bevor sich die typischen Alzheimer-Symptome zeigten.
Unter den obduzierten Gehirnen waren
Von den untersuchten Gehirnen stammten 51 von Frauen und 33 von Männern. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen betrug 88 Jahre.
Bekannt war schon vor der Untersuchung: Bei der Alzheimer-Krankheit sterben zunehmend Nervenzellen und ihre Verbindungen im Gehirn ab, vor allem durch Ablagerungen von sogenannten Amyloid-Plaques und Tau-Proteinen. Das führt schrittweise zur „Vermüllung“ des Gehirns und den bekannten Symptomen wie Gedächtnislücken bis hin zum Verlust aller kognitiven Fähigkeiten.
Wie die US-Forscher nun herausfanden, sterben bereits in der frühen Phase der Erkrankung auch sogenannte somatostatinhemmende Nervenzellen ab. Normalerweise senden sie Signale aus, die andere Zellen in ihrer Aktivität bremsen.
Diese Entdeckung sei besonders überraschend gewesen, da die Wissenschaft bislang davon ausgegangen war, dass Alzheimer in erster Linie solche Nervenzellen schädigt, die aktivierende Signale an andere Zellen senden. Doch die hemmenden Nervenzellen führten eben genau zum Gegenteil.
Die Studienautoren vermuteten, dass der Verlust dieser somatostatinhemmenden Nervenzellen das Fortschreiten weiterer Hirnveränderungen und Symptome verstärken könnte. Und: „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die frühesten Veränderungen langsam und leise vor sich gehen, bevor irgendwelche Symptome auftreten“, heißt es in einer Pressemitteilung. Diese Erkenntnis könne dazu beitragen, bessere Medikamente zu entwickeln – so die Hoffnung der Wissenschaftler.