Skurrile Orte im Harz
Das kleinste „Königreich“ der Welt?
21.03.2025 – 17:40 UhrLesedauer: 2 Min.
Ein Hotel im Harz erklärte sich selbst zum „Königreich“ – und behauptet dies bis heute. Das steckt wirklich hinter dem skurrilen Ort.
Mitten im Harz, unweit von Goslar, existiert ein Ort, der auf keiner politischen Karte verzeichnet ist – das „Königreich Romkerhall“. Wer hier anreist, trifft auf Wappen, royale Insignien und eine Monarchin, die Ritter schlägt. Was auf den ersten Blick wie ein Märchen erscheint, entpuppt sich als clevere Inszenierung mit einer skurrilen Geschichte.
Die Ursprünge Romkerhalls reichen ins 19. Jahrhundert zurück, als hier ein Jagdschloss für König Georg V. von Hannover stand. Nach der Annexion Hannovers durch Preußen 1866 verlor das Gebäude an Bedeutung und wurde später in ein Hotel umgewandelt.
In den 1980er-Jahren folgte eine skurrile Wendung: Der damalige Besitzer erklärte das Hotel zum „Königreich Romkerhall“ und berief sich auf die angebliche Gemeindefreiheit des Gebiets als Basis für eine autonome Zone. Eine rechtliche Grundlage gibt es dafür nicht – doch das Narrativ funktioniert bis heute. Besucher erhalten beim Einchecken ein „Visum“, es gibt eine eigene Währung und Ritterschläge als zahlungskräftige Attraktion.
1988 wurde Prinzessin Erina von Sachsen, Herzogin zu Sachsen, feierlich inthronisiert. Nach ihrem Tod im Jahr 2010 übernahm Susanne Bauer – nun „Fürstin Susanne zu Romkerhall“ – die Repräsentation des Königreichs. Ursprünglich aus Nürnberg, entdeckte sie Romkerhall im Jahr 2006 und baute es zur Touristenattraktion aus. Seither verteidigt sie ihr Reich gegen Zweifler und Konkurrenten, darunter ein selbst ernannter „Fürst- und Großprior“ eines Templerordens, der eigene Ritterschaften verkaufen will, wie die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ im Jahr 2022 berichtete.
Nicht nur die royale Inszenierung zieht Gäste an, sondern auch der nahegelegene Romkerhaller Wasserfall. Mit einer Höhe von rund 64 Metern ist er einer der höchsten Wasserfälle im Harz. Ursprünglich künstlich angelegt, fügt er sich heute harmonisch in die Landschaft ein und bietet ein reizvolles Ausflugsziel.
Ein dunkles Kapitel in der Geschichte Romkerhalls ereignete sich 2024, als die nahegelegene Villa Helene durch ein Feuer stark beschädigt wurde. Die Hintergründe des Brandes sind bislang ungeklärt.
Obwohl Romkerhall weder völkerrechtlich anerkannt noch historisch ein Staat ist, lebt der Mythos des „Königreichs“ weiter. Und die Mischung aus royaler Illusion und Naturkulisse zieht seit Jahrzehnten Besucher an.
Romkerhall liegt direkt an der Bundesstraße 498 zwischen Goslar und Osterode und ist von Braunschweig aus in etwa einer Stunde zu erreichen. Vor Ort gibt es Parkplätze, und Hotel sowie Restaurant sind saisonal geöffnet. Wer sich also auf eine Reise in ein „Märchenkönigreich“ einlassen will, kann hier für eine Nacht zum Adligen werden – oder einfach eine außergewöhnliche Geschichte mit nach Hause nehmen.