Er entdeckte sein Talent
Onkel von DFB-Star war Profi
Aktualisiert am 25.03.2025 – 09:53 UhrLesedauer: 3 Min.
Keven und Nico Schlotterbeck haben sich in der Bundesliga etabliert, Letzterer auch in der Nationalelf. Ihr Onkel spielte bei diesem Weg eine entscheidende Rolle.
Die Familie Schlotterbeck hat nicht nur mit den Bundesliga-Profis Nico (25) und Keven (27) fußballerisches Talent hervorgebracht. Auch ihr Onkel Niels Schlotterbeck war einst als Spieler in der höchsten deutschen Spielklasse aktiv. In die war er Anfang der Neunziger mit dem TSV 1860 München aufgestiegen und spielte unter anderem auch für Hannover 96 und Hansa Rostock.
Seine aktive Karriere hat der mittlerweile 58 Jahre alte Niels Schlotterbeck längst beendet. Inzwischen leitet er eine Fußballschule in Weinstadt bei Stuttgart – an der auch Nico und Keven als Kinder teilgenommen haben und auch dank ihres Onkels ihr fußballerisches Talent entdeckten. „Beide waren regelmäßig in meinem Fördertraining, Nico habe ich sogar in einem Jugendteam trainiert“, erzählte Niels Schlotterbeck mal dem „Tagesspiegel“. Besonders wichtig sei in jungen Jahren das Training der kognitiven Fähigkeiten. „Die Basis legt man zwischen dem dritten und dem zwölften Lebensjahr, was die kognitiven Fähigkeiten betrifft. Darauf habe ich mich spezialisiert – und davon profitieren beide.“
Beide spielen mittlerweile in der Bundesliga, Keven Schlotterbeck beim FC Augsburg, Nico bei Borussia Dortmund. Darüber hinaus ist Nico Schlotterbeck auch fester Bestandteil der deutschen A-Nationalmannschaft.
Ein Vergleich zwischen Nico und Keven fällt dem Ex-Profi Niels Schlotterbeck schwer. „Keven hat etwas mehr Lebenserfahrung, mehr Routine. Nico ist ein bisschen athletischer, er war im Nachwuchsleistungszentrum des KSC. Dort wurde anders gearbeitet als in der Verbandsliga, wo Keven gespielt hat.“ Beide hätten jedoch „ein gutes Spielverständnis, einen starken linken Fuß, eine ordentliche Spieleröffnung und sind kopfballstark“, erklärte der frühere Bundesliga-Verteidiger.
In seiner Fußballschule legt Niels Schlotterbeck viel Wert auf die Förderung der Spielintelligenz und Bewegungskoordination. „Wir nutzen zum Beispiel Life-Kinetik. Es geht dabei um kognitive Flexibilität, die man in Spielsituationen nicht direkt erkennen kann; Spielintelligenz, peripheres Sehen, solche Dinge“, erklärte der ehemalige Profi.
Dass dieser Ansatz erfolgreich sein kann, zeigt für ihn nicht nur die Entwicklung seiner Neffen, sondern auch die Karriere von Hertha-Stürmer Davie Selke. „Davie war als Kind sehr, sehr groß, das hatte er wohl von seiner Mutter, die auch sehr groß war“, erinnerte sich Niels Schlotterbeck. „Ich hab ihn das erste Mal mit so acht, neun Jahren trainiert. Er war länger bei mir und hatte später, durch seine schnelle Wachstumsphase, koordinative Probleme.“
Ein besonderes Talent sei Selke in jungen Jahren nicht gewesen. „Er war gut, das ja, weil er durch seinen Körper Vorteile hatte, aber durch die Größe auch motorische Probleme.“ Umso beeindruckender sei für Niels Schlotterbeck der spätere Entwicklungssprung gewesen. „Das ist oft so, dass Spieler, denen man enorme Leistungssprünge nicht zutrauen würde, dann wie eine Rakete abgehen. Meistens passiert das sogar erst mit 15, 16 – wie bei Selke. Bei Keven und bei Nico übrigens auch.“
Seine Erfahrungen aus dem Profifußball und der Jugendarbeit haben Niels Schlotterbeck eines gelehrt: Der Weg zum Profi ist selten gradlinig. Besonders in den Nachwuchsleistungszentren komme es darauf an, nicht zu früh einzusteigen. „Ab dem 15., 16. Lebensjahr finde ich diese Einrichtungen gut. Wenn Kinder aber schon in der E- oder D-Jugend wechseln, sind sie vom Kopf her noch nicht so reif“, erklärte er. Junge Talente seien dann oft früh unter Druck und liefen Gefahr, nach wenigen Jahren ausgebrannt zu sein.
Gerade deshalb sieht er den Weg von Nico und Keven als vorteilhaft. „Nico und Keven haben etwas mehr Auszeit gehabt, bevor es in die Vollen ging, das war gut. Wer mit 16 erst in ein NLZ wechselt, hat einen anderen Spirit und läuft nicht so sehr Gefahr, nach vier, fünf Jahren schon ausgebrannt zu sein.“
Es gibt übrigens noch mehr fußballerisches Talent in der Familie Schlotterbeck. Niels‘ Sohn Matino Schlotterbeck (20) spielt derzeit in der Oberliga beim VfR Aalen. Hinzu kommen Marvin (25) und Marcell (30) Zimmermann, die beide in der Landesliga für den FSV Waiblingen spielen und Cousins von Nico und Keven sind.