Ausgerechnet Welttorhüter Manuel Neuer leitet das Aus des FC Bayern in Madrid mit einem folgenschweren Patzer ein. Er erinnert damit an einen großen Vorgänger.

Der folgenschwere Fehler, den sich Manuel Neuer beim bitteren 1:2 des FC Bayern im Halbfinal-Rückspiel der Champions League bei Real Madrid (Hinspiel: 2:2) geleistet hatte, war schon schlimm genug für ihn. Damit hatte der Ausnahmetorhüter schließlich den späten Ausgleichstreffer für Real Madrid in der 88. Minute verschuldet. Und so die schmerzhafte Niederlage eingeleitet, die das Aus für die Münchner in der Champions League bedeutete. Der Traum von der Neuauflage des deutschen Finals von 2013 in Wembley gegen Borussia Dortmund war damit geplatzt.

Doch damit nicht genug. Denn es war schon eine besonders bittere Ironie des Torhüter-Schicksals von Neuer, dass ihm dabei auch noch ausgerechnet noch Oliver Kahn auf der Ehrentribüne des Estadio Santiago Bernabéu zuschaute. Auf Einladung von Real Madrid war der 54-Jährige erstmals überhaupt nach seiner Entlassung als Vorstandsvorsitzender beim FC Bayern am Ende der vergangenen Saison wieder bei einem Spiel des deutschen Rekordmeisters im Stadion. Und ausgerechnet vor den Augen des einstigen Torwart-Titans erlebte Neuer seinen eigenen, ganz persönlichen Kahn-Moment.

Neuer erlebt seinen Kahn-Moment

Was damit gemeint ist? Neuer hatte seine Mannschaft zwar bis zum Gegentreffer noch mit mehreren Weltklasse-Paraden überhaupt erst im Spiel und die 1:0-Führung festgehalten. Doch dann erlaubte sich ausgerechnet der fünfmalige Welttorhüter einen Patzer mit Folgen. Es war der schwerwiegendste in der großen Karriere des 38-Jährigen – auch, weil er dem Weltmeister von 2014 auf der im Vereinsfußball größtmöglichen Bühne unterlief: im entscheidenden Halbfinalrückspiel der Königsklasse, im Stadion von Real Madrid. Neuer schätzte den Schuss von Reals Angreifer Vinicius Júnior falsch ein und ließ ihn nach vorn auf Torschütze Joselu abprallen.

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Quelle: Glomex

Ähnlich war es auch seinem Vorgänger Kahn einst ergangen. Bei der WM 2002 hatte er die deutsche Nationalmannschaft mit herausragenden Leistungen überhaupt erst ins Finale gegen Brasilien gebracht. Dort zeigte der Torhüter des Turniers dann aber einen Aussetzer, den man von ihm bis dahin nicht kannte. Er ließ einen eigentlich harmlosen Distanzschuss von Rivaldo nach vorne abwehrte – direkt vor die Füße von Ronaldo, der den Ball nur noch zum 1:0 an Kahn vorbei ins leere Tor einschieben musste. Dieser Patzer kostete ihn und die Nationalelf den WM-Titel. Deutschland verlor das Endspiel am Ende mit 0:2. Unvergessen, wie Kahn anschließend in Yokohama teilnahmslos vor dem Pfosten saß, ins Leere starrte und seinen Fehler selbst nicht begreifen konnte.

Neuer wird zum tragischen Helden

Wie Kahn damals stand nun auch Neuer der Schrecken über die eigene, bis dahin ungekannte Schwäche in dieser magischen Nacht von Madrid ins Gesicht geschrieben. Denn er war dabei auf dem Weg zum Helden am Ende zur tragischen Figur geworden.

Neuer versteckte sich anschließend aber nicht und stellte sich trotzdem den Fragen der Reporter. „Ich fühle mich schlecht, genauso wie alle anderen, die für den FC Bayern alles geben“, sagte Neuer in den Katakomben des Bernabéu-Stadions und gab damit zumindest ein wenig Einblick in sein Seelenleben.

„Ich denke, dass die Situation für mich einfach schwer gewesen ist“, analysierte er. „Ich habe den Ball anders erwartet, er so Richtung Sternum.“ Dabei deutete er auf sein Brustbein, was dieser lateinische Fachbegriff aus der Anatomie übersetzt bedeutet. Neuer in dieser Szene nicht nur symbolisch für die Bayern nach den Sternen. Es wurde ein fataler Fehlgriff. Denn der Ball „ist dann hochgesprungen Richtung Hals und da konnte ich ihn nicht mehr festmachen“. Damit habe er nicht gerechnet, „dass da so ein minimaler Maulwurf im Platz war“.

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