Nicht nur Hoeneß: Vor dem Showdown gegen Real Madrid ist die größte Baustelle beim FC Bayern eine andere. Brennpunkte gibt es zahlreiche.

Thomas Tuchel tippte mit beiden Zeigefingern auf seine Stirn und sagte grinsend: „Real Madrid. Es gibt nur noch Real Madrid.“ Nein, auch die zweite Nachfrage zu Uli Hoeneß, der am Montag verlauten ließ, weiter zu seinem verbalen Frontalangriff zu stehen, ließ Tuchel ins Leere laufen. Schon zu Beginn seiner Abschlusspressekonferenz am Tag vor dem Halbfinalhinspiel am Dienstag in der Champions League gegen Real Madrid (im Liveticker bei t-online) hatte er die Frage nach dem Hoeneß-Zoff unbeantwortet gelassen und sagte nur: „Da sage ich nichts mehr dazu. Das Thema ist abgehakt.“

Zu Hoeneß und den anderen Störfeuern, die seine nur noch bis Sommer befristete Arbeit als Bayern-Chefcoach auf Zeit begleiteten, hatte er sich in den vergangenen Tagen eigentlich auch bereits ausführlich geäußert.

Erst am Freitag hatte er die momentanen Befindlichkeiten beim FC Bayern mit einer Metapher treffend beschrieben. Er befinde sich mit seiner Mannschaft an einer „laut befahrenen Straße“ mit vielen „Hintergrundgeräuschen“, sagte er bereits vor dem Spiel am vergangenen Samstag gegen Eintracht Frankfurt (2:1).

Bayerns Brennpunkte vor der Feuertaufe gegen Real Madrid

Die Störgeräusche, die beim Rekordmeister zu vernehmen sind, sind jedenfalls mittlerweile in rekordverdächtigem Dezibelbereich angekommen. Schließlich beschäftigen den Klub derzeit gleich mehrere schwelende Brennpunkte gleichzeitig. Und das ausgerechnet vor dem bisherigen Saisonhöhepunkt, dem so wichtigen ersten Duell mit den Königlichen aus Madrid.

Hoeneß als neuer ultimativer Störenfried

„Wir haben noch ein paar Nachbarn, die Krach machen. Aber trotzdem haben wir halt eine Prüfung zu schreiben“, hatte Tuchel schon vor Hoeneß‘ Zutun in seiner Metapher zusammengefasst und angekündigt: „Wir hauen die Ohrstöpsel rein oder setzen die Kopfhörer auf und lernen trotzdem unseren Stoff, damit die Prüfung funktioniert.“ Sprich: der Einzug ins Champions-League-Finale am 1. Juni in Wembley.

Auszublenden gilt es dabei auch die immer drängendere Suche nach seinem Nachfolger. Die Frage nach Ralf Rangnick, dem neuen Wunschkandidaten der Münchner, sei „nicht nur der Krach machende Nachbar, das ist der Nachbar um drei Uhr in der Nacht“, so Tuchel. Da erlaube er sich die Freiheit, „meine Kopfhörer auf Noise Cancelling zu stellen und das zu ignorieren“.

Mittlerweile muss er sich allerdings noch eine Steigerung für diese vermeintlich größtmögliche Ruhestörung und entsprechende Gegenmaßnahmen dafür überlegen. Denn Hoeneß, der als neuer, ultimativer Störenfried dafür verantwortlich ist, hat das Ganze zweifellos noch einmal auf ein neues Level gehoben.

Eine Aussprache zwischen den beiden, um die Wogen vor dem Real-Spiel wieder ein wenig im Sinne des FC Bayern zu glätten, gab es nicht. Zu dem Satz, dass Tuchel bei Misserfolgen lieber neue Spieler fordere, als die eigenen zu verbessern, stehe er, versicherte Hoeneß stattdessen lieber im Gespräch mit dem „Kicker“. Der 72-Jährige ließ gleichzeitig wissen, dass er den Zwist zwischen ihm und dem Trainer zwar für medial aufgebauscht hält. Zurückhalten will er sich zukünftig trotzdem nicht. Ganz im Gegenteil: Hoeneß kündigte sogar an, „wild entschlossen zu sein, meine Meinung wieder deutlicher zu machen“.

Aktie.
Die mobile Version verlassen