In einem Düsseldorfer Brauhaus gibt es bei einer Kontrolle eine große Überraschung: An der Zapfanlage ist ein fremdes Fass angeschlossen. Zudem werden Hygienemängel entdeckt.

Früher wurde im Brauhaus „Alter Bahnhof“ am Belsenplatz in Oberkassel das eigene „Gulasch-Alt“ ausgeschenkt. Nach einer kleinen Anpassung der Rezeptur ist in diesem Jahr aus dem Bier das „Belsen-Alt“ geworden. Als Lebensmittelkontrolleure im vergangenen August dem Brauhaus einen Besuch abstatteten, war jedoch am Zapfhahn des „Alten Bahnhof“ weder ein altes Fass „Gulasch-Alt“ noch das neuere „Belsen-Alt“ angeschlossen.

In dem für jedermann einsehbaren Bericht des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW steht, dass ein Fass „Diebels-Alt“ angeschlossen war. Die Kontrolleure nahmen ihre Beobachtung in den Bericht auf, obwohl es aus Sicht von Gastronom Toni Link eine einfache Erklärung dafür gibt.

Das hauseigene Bier werde nur noch in 20- und 30-Liter-Fässer mit dem „Belsen-Alt“-Schriftzug abgefüllt, sagt er auf Anfrage von t-online. Bei den großen 50-Liter-Fässern, die laut Link ausschließlich für den „Alten Bahnhof“ benötigt werden, wird inzwischen auf Industriefässer aus Edelstahl gesetzt. Diese seien für die Mitarbeiter aufgrund der Griffe einfacher als die unhandlicheren Belsen-Fässer in dieser Größe zu tragen. Auch der zeitliche Aufwand spiele eine Rolle, erklärt Link.

Und weil der „Alte Bahnhof“ mit Anheuser-Busch kooperiert – der riesige Bierkonzern vertreibt unter anderem die Marken „Diebels“, „Spaten“ und „Franziskaner“ und hat sein NRW-Büro gleich über dem Brauhaus – greift man in Oberkassel laut Link bei der Befüllung der 50-Liter-Fässer auf Fässer fremder Marken zurück. „Es war unser Alt drin, aber auf dem Fass hätte auch ,Spaten‘ oder ,Franziskaner‘ statt ,Diebels‘ stehen können“, sagt Link.

Doch die Kontrolleure monierten bei ihrem Besuch nicht nur das Fass. Auch einige Hygienemängel wurden entdeckt. Im Bericht ist mehrmals von „schimmelähnlichen Verunreinigungen“ die Rede. Es wurden zudem im Lagerraum offen gelagerte Säcke mit Malzschrot gefunden, in denen sich laut Landesamt Schimmelnester im Malz gebildet hatten. Auch flogen im Gär- und Lagerkeller erheblich viele Insekten umher.

Toni Link führte t-online am Dienstag (22. Oktober) hinter die Kulissen des Brauhauses. Er zeigte sowohl die kleine Brauerei im Untergeschoss, in der jährlich etwa 150.000 Liter Bier produziert werden, als auch das Lager mit den Malzsäcken, wo von Fluginsekten nichts mehr zu sehen war. „Selbstverständlich haben wir alle Mängel behoben“, sagt Link. Ein Reporter vor Ort durfte auch einen Blick in die Küche werfen, in der aber von den Kontrolleuren ohnehin nichts bemängelt worden war.

Aktie.
Die mobile Version verlassen