Migrationspolitik

Faeser verspricht: keine langen Staus durch Grenzkontrollen

Aktualisiert am 15.09.2024 – 04:00 UhrLesedauer: 3 Min.

An einem Teil der deutschen Grenzen gibt es schon länger Kontrollen, nun soll an allen Landgrenzen kontrolliert werden – also etwa auch an der Grenze zu Belgien. (Archivbild) (Quelle: Henning Kaiser/dpa/dpa-bilder)

Um irreguläre Migration einzudämmen, soll es ab Montag an allen deutschen Grenzen Kontrollen geben – stichprobenartig. Der ehemalige EU-Kommissionschef Juncker sorgt sich um die Auswirkungen.

Vor dem Start der erweiterten Grenzkontrollen am Montag verteidigt die Bundesregierung die Maßnahme und verspricht Autofahrern, dass es nicht zu großen Staus kommen soll. Mit den Kontrollen wolle man „die irreguläre Migration weiter zurückdrängen, Schleuser stoppen, Kriminellen das Handwerk legen, Islamisten erkennen und aufhalten“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) der „Bild am Sonntag“.

Kritisch zu den deutschen Plänen äußerte sich der frühere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) forderte zum Jahresende eine Bilanz, ob durch die Kontrollen die Zahl der illegalen Einreisen merklich zurückgeht.

Nachdem sich etwa Polen sehr kritisch zum deutschen Vorgehen geäußert hatte, versicherte Faeser nun: „Dabei machen wir keine nationalen Alleingänge, die Europa kaputt machen, sondern handeln eng abgestimmt mit unseren Nachbarn.“ Lange Warteschlangen an den Grenzen werde es durch stichprobenartige Kontrollen nicht geben. „Keine langen Staus, sondern smarte Kontrollen, so wie die aktuelle Lage es erfordert.“

Kontrollen an allen Landgrenzen

Die Ministerin hat angeordnet, dass es ab Montag an allen deutschen Landgrenzen Grenzkontrollen geben soll, um die Zahl unerlaubter Einreisen stärker einzudämmen. Die zusätzlichen Kontrollen sollen zunächst sechs Monate andauern. Das betrifft Frankreich, Dänemark, Belgien, die Niederlande und Luxemburg. An den Grenzen zu Österreich, Polen, Tschechien und der Schweiz gibt es solche Kontrollen schon. Und auch an der Grenze zu Frankreich wurde zuletzt bereits kontrolliert, was die Bundesregierung unter anderem mit den Olympischen Spielen begründete.

Solche Grenzkontrollen sind innerhalb des Schengen-Raums normalerweise nicht vorgesehen, sie müssen jeweils bei der EU-Kommission angemeldet werden. An den deutschen Plänen gab es deutliche Kritik Polens und Griechenlands.

Bundeskanzler Olaf Scholz verteidigte das Vorgehen. „Irreguläre Migration ist nicht das, was wir wollen“, sagte der SPD-Politiker am Samstag bei einer Fragerunde mit Bürgern im brandenburgischen Prenzlau. Wenn wie im vergangenen Jahr 300.000 Menschen nach Deutschland kämen, von denen nur ein Teil einen Schutzanspruch habe, „dann ist das nicht gut“.

Bei einem Bürgerdialog in Brandenburg erklärte der Kanzler, worum es ihm bei den Grenzkontrollen geht. (Archivbild) (Quelle: Fabian Sommer/dpa/dpa-bilder)

Deshalb müsse man genauer hinschauen, wer ein Recht zur Einreise habe. „Denn wir können uns ja leider nicht ganz darauf verlassen, dass alle unsere Nachbarn es so machen, wie sie es machen sollen.“ Er betonte, dass man sich bei den Grenzkontrollen an europäisches Recht halten werde.

Unionsfraktionschef Merz forderte, die Wirkung der Grenzkontrollen zu überprüfen. „Ich erwarte am Jahresende von der Bundesregierung eine ehrliche Bilanz, ob die von ihr ergriffenen Maßnahmen die Zahl von irregulär einreisenden Migranten merklich reduziert“, sagte er der „Bild am Sonntag“. „Nur Zurückweisungen an unseren Grenzen hätten sofort einen Effekt.“

Ein gemeinsames Treffen zwischen Regierung, der Union als größter Oppositionskraft und Bundesländern zur Migrationspolitik war am Dienstag gescheitert. Die Union pocht auf weitreichende Zurückweisungen von Asylbewerbern an den deutschen Grenzen – nach Einschätzung der Bundesregierung wären diese europarechtlich nicht zulässig.

Stattdessen möchte die Ampel das Verfahren für sogenannte Dublin-Überstellungen beschleunigen. Dabei geht es um die Rücknahme Schutzsuchender durch jene EU-Länder, die für die Bearbeitung ihrer Asylverfahren zuständig sind – in der Regel ist das der Staat, wo jemand zuerst europäischen Boden betreten hat.

Der ehemalige EU-Kommissionschef Juncker sagte der Deutschen Presse-Agentur in Luxemburg: „Ich bin kein Freund von Grenzkontrollen, weil sie mit massiven Unannehmlichkeiten für die Pendler verbunden sind.“ Stationäre Grenzkontrollen hält er für besonders problematisch. „Wenn es Kontrollen geben muss, dann wären mobile statt stationärer Kontrollen nicht an der Grenze, sondern im Hinterland weniger schwierig für Betroffene“, sagte er mit Blick auf die Grenze zu Luxemburg.

Ex-EU-Kommissionschef Juncker zeigt sich beunruhigt, dass eine Reihe von Ländern innerhalb des Schengen-Raums wieder Grenzkontrollen machen. (Archivbild) (Quelle: Andreas Arnold/dpa/dpa-bilder)
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