Vor über vier Jahren endete die Ära von Clemens Tönnies als Aufsichtsratschef des FC Schalke 04. So ganz verarbeitet hat der Fleischproduzent sein Aus beim Revierklub aber noch nicht. Bei einem Auftritt spricht Tönnies sich den Frust von der Seele.

Der frühere Aufsichtsratsvorsitzende des FC Schalke 04, Clemens Tönnies, hat bei einem Auftritt emotional über sein Aus als Boss des Revierklubs gesprochen – und den Verein scharf attackiert. „Man hat versucht, mich zum Erfinder von Covid zu machen“, sagte Tönnies als Gast der Bühnenshow „Doppelpass on Tour“ mit den früheren Nationalspielern Thomas Helmer und Mario Basler am Mittwoch.

Zur Erinnerung: Während der ersten Monate der Corona-Pandemie im Sommer 2020 machte Tönnies‘ Fleischfabrik im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück Schlagzeilen, weil dort die Zahl der Covid-Fälle schnell anstieg, das zuständige Gesundheitsamt ordnete eine zweiwöchige Quarantäne für alle Mitarbeiter an. Im Zuge von massiven Protesten und Rücktrittsforderungen legte Tönnies sein Amt auf Schalke Ende Juni des Jahres nieder. Nun stellte Tönnies aber klar: Gerade die Behandlung durch den Verein habe ihn zum Rücktritt bewegt.

„Man hat mich zwei Wochen lang durch die Medien gejagt – jeden Tag“, erinnerte sich Tönnies nun. Und äußerte Kritik am Klub: „Ich habe es ausgehalten, aber ich habe gesagt: Wo ist eigentlich der Rückhalt von Schalke 04? Wo sind die Verantwortlichen, denen ich immer gesagt habe, über Jahrzehnte, da marschieren wir lang und sie sind mitgegangen?“

Mehr noch: „Niemand war an meiner Seite. Niemand.“ So sei es dann endgültig zu seinem Abschied vom Verein gekommen: „Da habe ich gesagt: Hört zu, wenn das eure Antwort ist, ich brauche euch ein Mal in meinem Leben – dann habe ich gesagt: Ist gut. Das ist der wahre Grund.“

Tönnies stand indes schon zu anderen Zeitpunkten in der Kritik, kann als durchaus skandalerprobt bezeichnet werden: Erst 2019 hatte der heute 68-Jährige beim „Tag des Handwerks“ in Paderborn mit einer Äußerung für Empörung gesorgt. „Der Bundesentwicklungsminister solle stattdessen Kraftwerke in Afrika finanzieren, der spendiert dann jedes Jahr 20 große Kraftwerke nach Afrika. Dann hören die (Afrikaner) auf, die Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, wenn wir die nämlich elektrifizieren, Kinder zu produzieren“, sagte der Konzernchef. Aus Politik und Gesellschaft wurde Tönnies danach scharf kritisiert, ihm wurde Rassismus vorgeworfen.

Auch wegen des hohen Anteils von Niedriglohn-Arbeitern in seiner Unternehmensgruppe oder seiner langjährigen Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin stand Tönnies in der Kritik. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 distanzierte er sich aber vom Autokraten.

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